Der Straßenverkehr in Almaty ist besonders zu bestimmten Uhrzeiten chaotisch aber ein Beweis für eine erfolgreich funktionierende Automobil-branche.

Mit röhrenden Motoren drängen sich die Autos auf den Straßen. Sofort, wenn eine Lücke ensteht, wird sie von ihren Fahrern geschlossen, egal ob dadurch der ohnehin schon sehr zähflüssige Verkehr gleichmäßig weiterrollen kann oder nicht. Im Stau stehen alle hier in Almaty. Besonders zu den Hauptverkehrszeiten, des so genannten „tschas pik“, wie die Stunden zwischen 8 und 9 oder zwischen 17 und 18 Uhr im Volksmund genannt werden. Dann ist es auch egal, ob man in einem bulligen Geländewagen sitzt oder in einem Kleinwagen. Stehen müssen morgens alle, die Richtung Zentrum fahren und in den Abendstunden von der Arbeit auf dem Weg nach Hause sind.

Hupen gehört zum guten Ton

Ein Blick auf die fahrenden Autos verrät einen bestimmten Trend. Es scheint nämlich so zu sein, dass jeder, der etwas auf sich hält, einen Geländewagen oder ein Fahrzeug der Mittelklasse fährt. Ebenso ist der offensive Fahrstil auffällig, denn der ist hier in dem alltäglichen chaotischen Gewusel, das auf den Straßen der Stadt herrscht, unumgänglich. Selbst die Verkehrsteilnehmer, die zu Fuß eine Fahrbahn überqueren, verhalten sich nicht defensiv. Obwohl dies aus Sicht eines in Deutschland erzogenen Verkehrsteilnehmers merkwürdig erscheint, müssen Fußgänger in Almaty erst den Zebrastreifen betreten, um zu bewirken, dass auch die Autos abbremsen. Hier auf den Straßen Almatys scheinen sich die Autofahrer ihre Verkehrsgesetze selbst zu machen.

Fest steht: Wer in Kasachstan am öffentlichen Straßenverkehr teilnimmt, der muss sich behaupten, darf nicht unterliegen. Vielen gelingt dies nicht nur dadurch, dass hier der Autofahrer öfters hupend auf sich aufmerksam macht, sondern auch, indem er einen bulligen Wagen fährt.

Schaut man auf die Verkaufszahlen des kasachischen Automobilmarktes, so lässt sich dieser Trend bestätigen. Die Assoziation des kasachischen Automobilhandels, die seit 2010 besteht, verfolgt die Entwicklungen des Marktes. Laut einer von ihr kürzlich vorgelegten Studie über den Verkauf von Fahrzeugen wurden im ersten Halbjahr 45 Prozent Autos aus der Kategorie der Geländewagen verkauft. Insgesamt sind die Verkaufszahlen von 39980 Fahrzeugen im ersten Halbjahr 2012 auf 68750 Autos im ersten Halbjahr 2013 gestiegen.

Traum vom deutschen Auto

Die direkten Verkaufszahlen aus Almaty zeigen weiterhin, dass im Juni und im Juli 2013 Mittelklassewagen der Hersteller „Hyndai“ und „Daewoo“ sich am besten verkauft haben. Laut der Verkaufsstudie beträgt der Anteil an verkauften Fahrzeugen, die in Kasachstan produziert werden 23 Prozent, 77 Prozent der in Kasachstan verkauften Autos werden importiert. Dabei ist die Russische Föderation das größte Auto-Exportland. Von hier aus produzieren fast alle Autobauer für den kasachischen Markt. Deutsche Hersteller nehmen am kasachischen Automobil-Markt nur 0.9 Prozent Anteil.

Dabei sind Fahrzeuge deutscher Autofirmen durchaus beliebt. Durch die Straßen fahren auch Fahrzeuge deutscher Automobilmarken. So auch das Taxi von Achmet. „Ich würde gerne einen neuen Audi fahren“, gibt er zu. „Aber hier ist es nicht so einfach, ein neues Fahrzeug aus Deutschland zu bekommen“. In seinem Privatwagen, einem schwarzen Audi A4, aus den 90er Jahren, dessen Windschutzscheibe schon einen gefährlich weiten Sprung hat, fährt er Passanten für umgerechnet ca. zwei bis drei Euro durch Almaty. „Ich bin gerne Taxifahrer. Das ist mein Beruf. Mit einem neuen Auto würde es mir noch mehr Spaß machen“, sagt er und hält an, um den nächsten Fußgänger mitzunehmen.

Von Dominik Vorhölter

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