Im Kulturzentrum der Republik von Aserbaidschan fand am 03. Juni 2025 eine internationale Konferenz der TÜRKSOY – Organisation statt. Auf dieser hochkarätig besetzen Konferenz in Berlin wurde das wissenschaftliche und kulturelle Erbe der Turkstaaten gewürdigt.
Anwesend waren führende Repräsentanten der teilnehmenden Staaten und Organisationen, wie der Generalsekretär von TÜRKSOY, Sultan Raev, der Botschafter der Kirgisischen Republik, S. E. Omurbek Tekebaev, der Botschafter der Republik Türkei, S. E. Gökhan Turan, der Botschafter der Republik Usbekistan, S. E. Dilshod Akhatov, der Geschäftsträger der Republik Kasachstan, Kadyr Kassabulatov, sowie der Geschäftsträger von Turkmenistan, Ovazgeldi Jumanazarov.
Die Veranstaltung wurde gemeinsam von den Botschaften Aserbaidschans, der Türkei, Kirgisistans, Usbekistans, Kasachstans und Turkmenistans in Deutschland organisiert und in Kooperation mit TÜRKSOY, dem Aserbaidschanischen Kulturzentrum, dem Yunus-Emre-Institut sowie der Türkischen Kooperations- und Koordinationsagentur (TİKA) durchgeführt.
Kultureller Austausch der Mitgliedstaaten
TÜRKSOY ist eine internationale Organisation für die Kultur der Turkvölker, deren Sitz sich in Ankara befindet und deren Ziel es ist, den kulturellen Austausch zwischen den Mitgliedsstaaten zu fördern.
Die Absicht zur Gründung von TÜRKSOY wurde 1992 in Istanbul und Baku, bei einem Treffen der Kulturminister von Kasachstan, Türkei, Kirgisistan, Aserbaidschan, Usbekistan und Turkmenistan vereinbart, als die genannten Staaten ein Übereinkommen zur kulturellen Zusammenarbeit unterzeichneten. Mit der Unterzeichnung eines entsprechenden Vertrages am 12. Juli 1993 in Almaty wurde TÜRKSOY ins Leben gerufen. Seit 1996 kooperieren die UNESCO und TÜRKSOY über wechselseitige Konsultationen. Seit 2009 ist TÜRKSOY eine Tochterorganisation der Organisation der Turkstaaten.
TÜRKSOY hat sechs Mitgliedsländer und acht Regionen mit Beobachterstatus. Die Mitgliedsländer sind Aserbaidschan, Kasachstan, Kirgisistan, die Türkei und Turkmenistan. Bei den Regionen handelt es sich um Gagausien, den türkischen Teil von Zypern, Regionen in der russischen Förderation wie Altai, Baschkortostan, Tscherkessien, Sacha und die Teilrepubliken in der Russischen Förderation Tuwa und Tatarstan.
Thematische Ausstellungen
Ziel der Konferenz war es, die reichen wissenschaftlichen und kulturellen Leistungen der turksprachigen Völker zu präsentieren und ihren Beitrag zur globalen Zivilisation sichtbar zu machen. Zum Auftakt der Konferenz wurden drei thematische Ausstellungen eröffnet: „Die Seidenstraße – Kunsthandwerk und Erbe“, „Frauen in der Kunst der Turkstaaten“ sowie „Ausdruck der turksprachigen Seele“, die allesamt mit Werken junger Künstlerinnen und Künstler aus verschiedenen Turkstaaten aufwarteten.
Eröffnet wurde die Konferenz mit einer Rede des Botschafters der Republik Aserbaidschan in der Bundesrepublik Deutschland, S.E. Nasimi Aghayev. Er betonte die zentrale Rolle der Turkstaaten in der globalen Entwicklung als auch ihre starke Präsenz in Deutschland.
Die Bevölkerungszahl in der Gemeinschaft der Turkstaaten beträgt über 197 Millionen Menschen. Die gesamte Wirtschaftsleistung aller Länder beträgt mehr als 2,1 Billionen US-Dollar. Damit stellen die Turkstaaten einen überaus bedeutenden geopolitischen und kulturellen Akteur dar. „Für Aserbaidschan ist die Einheit der turksprachigen Staaten eine strategische Kraftquelle – sowohl für die Zukunft unserer Völker als auch für den Erhalt gemeinsamer Werte“, so der Botschafter wörtlich.
Errungenschaften der Turkstaaten
Nach der Eröffnungsrede beleuchteten die anwesenden Repräsentanten die zivilisatorischen Errungenschaften der Turkstaaten in den Bereichen Philosophie, Wissenschaft, Architektur und Kunst im historischen wie im aktuellen Kontext. Die Konferenz wurde danach mit je fünf Repräsentanten eines Landes und einem Moderator in zwei Fachpanels fortgesetzt.
Bei dem ersten Fachpanel handelte es um das Thema Kultur. Dort sprach beispielsweise die Musikwissenschaftlerin, Dr. Turan Mammadaliyeva, über den Beitrag aserbaidschanischer Komponisten zur Weltmusik, wobei sie insbesondere auf Werke von Üzeyir Hacıbəyli, Qara Qarayev, Fikrət Əmirov und weiteren herausragenden Vertretern der aserbaidschanischen Musiktradition einging.
Besonders beeindruckend war der Vortrag von Aziz Bimyrza Uulu aus der Republik Kirgisistan, der aus dem „Manas-Epos“ einige Sequenzen vortrug. Das Publikum applaudierte während seines Vortrages. Das „Manas-Epos“ ist das wichtigste Werk der klassischen kirgisischen Literatur sowie eines der bedeutendsten Werke der Turkvölker. Das Werk umfasst fast 500.000 Verse.
Ein weiteres Highlight war der Vortrag der usbekischen Architektin Dr. Nilufar Tukhboeva von der Polytechnischen Universität in Taschkent, die zum Thema „Architektonische Errungenschaften der Timuriden-Ära“ sprach. Der Vortrag war besonders spannend, weil erstmalig eine 3-D Computeranimation der Entwicklungsstadien des Amir-Temur-Mausoleums gezeigt wurde.
Aus Kasachstan hielt Frau Malika Tulegenova, die als stellvertretende Direktorin an der Astana Oper für internationale Beziehungen, Marketing und Kommunikation zuständig ist, einen Vortrag zum Thema: „Das türkisches Erbe in der zeitgenössischen Kunst: Eine kasachische Perspektive“.
Bei dem zweiten Fachpanel ging es um das Thema Wissenschaft. Interessant war hierbei die Tatsache, dass bei fast sämtlichen Vorträgen immer wieder die Themen Astronomie und Mathematik erwähnt wurden. Dies verdeutlichte erneut, dass aus der gesamten turksprachigen Region wesentliche Beiträge zur Entwicklung einer weltweiten internationalen Wissenschaft geleistet wurden, die bis heute einen massiven Einfluss auf das tägliche Leben haben.
Der Rektor der Slawischen Universität Baku, Anar Naghiyev, stellte das Lebenswerk bedeutender aserbaidschanischer Wissenschaftler vor – darunter Nasireddin Tusi, Yusif Mammadaliyev, Karim Karimov, Lotfi Zadeh – und würdigte ihren bleibenden Einfluss auf die globale Forschung. Der Vortrag brachte für das Publikum viel Licht ins Dunkle. Denn wer weiß schon, worum es sich bei „Cardanischen Kreisen“ handelt?
Dr. Felix Lühning, der Leiter der Sternwarte Archenhold in Berlin, hielt einen Vortrag zum Thema: „ Ulugbek und seine Sterne“. Ohne Ulugbek wäre die heutige Forschung in der Astronomie undenkbar. Seltsamerweise ist einer der berühmtesten Astronomen weltweit unter Fachleuten zwar bekannt, aber dennoch führt er in den Schulbüchern in Europa eher ein Schattendasein.
Hüter einer jahrhundertealten Zivilisation
Weitere Wissenschaftlerinnen und Kulturschaffende aus den Turkstaaten präsentierten in ihren Beiträgen meisterhaft herausragende Persönlichkeiten aus ihren Ländern und deren Wirken für das wissenschaftliche und kulturelle Weltgedächtnis.
Zum Abschluss der Konferenz fand ein festliches Gala-Konzert des TÜRKSOY-Orchesters für traditionelle Instrumente statt. Die Darbietungen turksprachiger Musik und Instrumentalkunst – darunter die Auftritte der aserbaidschanischen Künstler Nisbet Sadraeva (Gesang), Sefali Mirzaliyev (Gesang), Ruslan Zarbaliyev (Tar) und Parviz Farhadov (Kamancha) – wurden vom Publikum mit lang anhaltendem Applaus gewürdigt.
Die Konferenz in Berlin hat eindrucksvoll gezeigt, dass die Turkstaaten nicht nur Hüter einer jahrhundertealten Zivilisation sind, sondern auch als moderne Impulsgeber in Wissenschaft, Kunst und Kultur wahrgenommen werden. Der lebendige Austausch zwischen den turksprachigen Ländern sowie ihr gemeinsamer Auftritt auf dem internationalen Parkett sind Ausdruck eines wachsenden kulturellen Selbstbewusstseins und eines auf die Zukunft ausgerichteten Dialogs mit der Weltgemeinschaft. Berlin war an diesem Tag nicht nur Gastgeber, sondern Bühne eines gemeinsamen kulturellen Aufbruchs.