Erstmals wurden jetzt einem breiteren Publikum die Daten der Außenhandelsstatik Kasachstans zugänglich gemacht. Diese waren bisher eher versteckt auf den Websites der Nationalbank untergebracht, wo sie sich zudem nur schwer öffnen ließen.

Die Zahlen der Außenhandelsoperationen für das erste Halbjahr 2005 sehen im Saldo positiv aus. Es wundert auch nicht, dass sie besser ausfallen als im vergangenen Jahr; schließlich sind die Ölpreise wesentlich höher. Insgesamt bringt die Gegenüberstellung aller internationalen Ein- und Auszahlungen (die Hauptposition sind dabei Exporte und Importe) ein Profizit, also einen Einnahmeüberschuss von 912 Milliarden US-Dollar zu Tage. Nach den mickrigen 10 Millionen Dollar im gleichen Zeitraum des Vorjahres ist das natürlich ein gewaltiger Sprung. Der größte Aktivposten ist die Außenhandelsbilanz, in der der Wert der exportierten Waren dem Wert der Importe gegenübergestellt ist. Danach wurden für fast fünf Milliarden US-Dollar mehr Waren aus Kasachstan ausgeführt, als im gleichen Zeitraum aus dem Ausland importiert wurde. Diese große Differenz ist natürlich fast ausschließlich auf die Rohstoff- und darunter besonders die Ölpreise zurückzuführen, für die man ja eigentlich nichts kann. Als Indikator für eine hohe internationale Konkurrenzfähigkeit der kasachischen Wirtschaft taugt diese Größe mit Sicherheit nicht. Das wird von den hiesigen Experten auch gar nicht behauptet.
Schon die nächste Teilposition relativiert den Außenhandelsüberschuss: Die Dienstleistungsbilanz, welche den Wert exportierter dem Wert importierter Dienstleistungen entgegenstellt, ist tiefrot: ein Minus von etwa zwei Milliarden US-Dollar. Kasachstan importiert also wesentlich mehr Dienstleistungen, als es exportiert. Das sind vor allem Baudienstleistungen, die überwiegend in Astana, aber auch für landesweite Infrastrukturprojekte eingekauft werden. Sicher kann man hier verschiedene Faktoren zur Bewertung anführen, doch darin kommt auch die nichtausreichende Konkurrenzfähigkeit heimischer Unternehmen der entsprechenden Branchen zum Ausdruck. Wäre diese Position infolge eines großen Imports von Technologiedienstleistungen (also Know-how) negativ, hätte man trotz Defizits dieser Teilbilanz durchaus von einer strategisch positiv gestalteten Bilanz sprechen können. Die vorwiegende Investition dieses Geldes aber in Gebäude, noch dazu in viele mit repräsentativem Charakter, ist für die angestrebte Breitenmodernisierung der Volkswirtschaft eher nicht sinnvoll eingesetztes Geld.

04/11/05

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