Königliche Universitäts-Bibliothek Tübingen, 17 Uhr: Endlich hat sich auch Daniel aufgerafft und mitten im Getümmel der Klausuren-Phase einen passablen Lernplatz ergattert. Gedankenverloren brütet er über seiner Master-Arbeit. Der Soziologie-Student will die Arbeitsorganisation in Werbeagenturen erforschen. Dies gestaltet sich jedoch als schwierige Aufgabe: Zwar ist er physisch anwesend, doch geistig beschäftigt er sich lieber mit der vergangenen Wohnheims-Party. „Prokrastination“ nennen Experten dieses Verhalten, sich von der Arbeit abzulenken. Das Leben in dem selbstverwalteten Studentenwohnheim Geissweg macht es Daniel nicht einfacher, sich auf sein Studium zu konzentrieren: „Die WG wird oft quasi zur zweiten Familie, dadurch hat man immer jemanden, um sich auszutauschen und sich auszuheulen. Und eben auch immer – leider wirklich immer – jemanden zum Party machen und gemeinsam unproduktiv sein.“ Für ihn ist das wichtig, denn das Studium solle ja auch Spaß machen. An Tübingen schätzt er das linksintellektuelle und weltoffene Klima: Man fände immer tolerante Leute, mit denen man interessante Gespräche führen könne – Rassismus und Engstirnigkeit scheine es nicht zu geben. „Und außerdem“, rechtfertigt sich Daniel, „manchmal bin ich doch in der Bibliothek – zum Kaffeetrinken mit Kommilitonen, die ich vom Lernen abhalten kann.“

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