Das Jahr 2015 stand ganz im Zeichen der Gedenkfeier „70 Jahre Sieg über den Nationalsozialismus“: Zeitzeugen erinnerten sich an die entsetzliche Zeit vom 22. Juni 1941 bis 9. Mai 1945, in der die Sowjetunion um Leben und Tod gegen die Nationalsozialisten kämpfte. Seite an Seite mit anderen sowjetischen Nationalitäten haben die Sowjetdeutschen alles für den Sieg gegeben – sowohl an der Front als auch im Hinterland.

Soldat und Vater, Kaspar Airich

[…] Seinen Fleiß, seine Beharrlichkeit sowie die Ordnungsliebe hat Kaspar Airich von seinen Vorfahren geerbt – deutsche Auswanderer, die sich in Russland Ende des 18. Jahrhunderts zur Zeit Katherina der Großen niederließen.

Kaspar wurde 1920 in der deutschen Kolonie Weizfeld in der Wolgadeutschen Republik als Sohn einer vielköpfigen Bauernfamilie geboren. Bereits im Alter von zehn Jahren arbeitete er hart in der Kolchose mit. Mit 16 Jahren lernte er, Traktor zu fahren. Im April 1941 kam der Einberufungsbefehl in die Armee. Daraufhin diente er zuerst in Charkow und später in der Nähe von Minsk. In Minsk wurde er schlussendlich mit dem Krieg konfrontiert. Er war in der 56. Schützendivision an der Westfront stationiert, deren Soldaten sich am frühen Morgen des 22. Juni der Aufgabe gegenübergestellt sahen, das Vaterland an der Grenze zu Weißrussland in der Nähe der Stadt Grodno zu verteidigen. Von Juni bis September 1941 ereignete sich dort eine wahre Tragödie, denn der Ort wurde für viele Soldaten und Kommandeure zum Massengrab.

Während des Rückzugs in der Stadt Homel wurde Kaspar Airich schwer von einem feindlichen Granatgeschoss am rechten Oberschenkel verletzt. Ein verbliebener Minensplitter in seinem Oberschenkel lässt ihn bis heute die Verletzung nicht vergessen. Von der Kompanie Airichs überlebten bis Mitte September nur wenige Soldaten. Der schwerverletzte Kaspar wurde in den Krankenhäusern von Orjol und Woronesch behandelt.

Nach langem Krankenhausaufenthalt kehrte er in seine Heimat in die Wolgadeutsche Republik zurück, doch die dortige Bevölkerung hatte sich stark verändert. Nach einer langwierigen Suche fand Aichir den Aufenthaltsort einiger deportierter Verwandter heraus: das Dorf Owchinnikowo im Bezirk Kossichinski in der Altairegion.

Im Frühjahr 1942 wurde Aichir vom Kriegskommissariat im Bezirk Trojizke mit seinem deformierten Bein in die Region Krasnojarsk in die Arbeitsarmee zum Holzfällen einberufen. Als er im Arbeitslager ankam, wurde er wegen „schwerer körperlicher Verletzungen“ für arbeitsunfähig erklärt und nach Owchinnikowo zurückgeschickt.

Dort begann Kaspar Airich als einfacher Kolchosearbeiter zu arbeiten, später als Traktorfahrer. In seiner Pensionszeit führte er noch über 10 Jahre verschiedenste Tätigkeiten in der Forstwirtschaft aus.

Mit seiner Frau Ekaterina zog der stolze Vater neun Kinder groß – sechs Söhne und drei Töchter. 2011 erhielt er die Medaille für „Heldenhafte Taten im Großen Vaterländischen Krieg“. Kaspar selbst ist die Auszeichnung sehr wichtig, da sie den einzigen Beweis für seine Teilnahme am Krieg darstellt – er kann diesbezüglich keine Dokumente vorweisen, da diese in einem Großbrand verloren gingen. […]

Swetlana Jasowskaja Übersetzung: Sabrina Kaschowitz

Die Fortsetzung dieses Beitrags lesen Sie in den nachfolgenden Ausgaben.

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