Seit 1998 unterstützen die Vereinten Nationen die fünf zentralasiatischen Länder sowie Afghanistan und Aserbaidschan mit einem Spezialprogramm für Wirtschaftsförderung, kurz SPECA. Zum ersten Mal seit Gründung des Programms haben sich nun die Staats- und Regierungschefs der Mitgliedstaaten getroffen und in Aserbaidschans Hauptstadt Baku eine Erklärung unterzeichnet.

Darin enthalten ist ein Fahrplan für die Digitalisierung des Daten- und Dokumentenaustauschs entlang des Transkaspischen Verkehrskorridors. Außerdem stimmen die Staaten der Einrichtung eines speziellen SPECA-Multipartner-Treuhandfonds zu.

Der Gipfel markierte den Abschluss der SPECA-Woche, die Aserbaidschan als Vorsitzender 2023 anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Programms organisiert hatte. „Wir leben in einer Welt, die zunehmend vernetzt ist und in der wirtschaftliche Chancen und Herausforderungen über Grenzen hinausgehen“, sagte Mikayil Jabbarov, der Wirtschaftsminister des Kaukasus-Landes. Das SPECA-Programm erkenne diese Realität an und zielt darauf ab, das Wirtschaftswachstum zu fördern. „Es legt großen Wert auf grenzüberschreitende Zusammenarbeit, Handelserleichterungen und die Harmonisierung der Wirtschaftspolitik“, so Jabbarov weiter.

Die Teilnehmer des SPECA-Gipfels

Ebenfalls anwesend bei dem Treffen war Tatiana Molcean, die Exekutivsekretärin der UN-Wirtschaftskommission für Europa. Mit Blick auf die Aussichten für die SPECA-Region in den nächsten 25 Jahren betonte sie die anhaltende wirtschaftliche Dynamik der Länder, ihre zunehmend gebildete und wachsende Erwerbsbevölkerung, verbesserte Infrastruktur und vielseitige Ressourcenausstattung. „Mit solchen Merkmalen kann die Region einer wohlhabenderen Zukunft entgegenblicken, in der die Zusammenarbeit nachhaltigen Wohlstand fördern wird“, so Molcean.

Die Digitalisierung des „Mittleren Korridors“

Gemäß der Abschlusserklärung stand der Transkaspische Transportkorridor während der SPECA-Woche im Fokus der Teilnehmer. Dessen Bedeutung als eine der effizientesten und nachhaltigsten Verbindungen zwischen Asien und Europa wurde allgemein hervorgehoben. Um die Verkehrsanbindung in der Region zu verbessern, sei eine Verbesserung der effektiven Kommunikation zwischen Transportunternehmen und Frachtspediteuren, Logistikzentren und nationalen Betreibern nötig.

Der auf dem Gipfel gebilligte Fahrplan für die Digitalisierung des multimodalen Daten- und Dokumentenaustauschs soll nun dazu beitragen, bis 2027 einen nahtlosen Echtzeit-Datenaustausch über Lieferketten hinweg sicherzustellen und die Transporteffizienz in den SPECA-Staaten mithilfe der digitalen Standards und Rechtsinstrumente der Vereinten Nationen zu verbessern. An der Umsetzung des Fahrplans sollen sowohl der öffentliche als auch der private Sektor in den teilnehmenden Ländern beteiligt werden. Hierfür sollen Arbeitsgruppen zu Handel, Verkehr und Innovation entstehen, um die Arbeit zur Unterstützung der Initiative zu verstärken.

Vision für mehr Nachhaltigkeit

Neben weiteren Themen ging es in Baku auch ökologische Nachhaltigkeit, Wasser, Energie und die Auswirkungen des Klimawandels auf die Region. Einigkeit herrschte darüber, dass eine stärkere Zusammenarbeit in grenzüberschreitenden Gewässern nötig sei. Außerdem wurden Herausforderungen im Zusammenhang mit Migration erörtert, die durch den Klimawandel verursacht wird.

Kasachstans Präsident Tokajew spricht auf dem SPECA-Gipfel.

Kasachstans Präsident Kassym-Schomart Tokajew, der ebenfalls nach Baku gereist war, betonte die Notwendigkeit einer Zusammenarbeit im Bereich Ökologie ebenfalls. Es sei wichtig, mit der gemeinsamen Forschung und angewandten Arbeit zu Umwelt- und Klimafragen sowie der Bewirtschaftung grenzüberschreitender Wasserressourcen zu beginnen.

„Besonders besorgniserregend ist die komplexe Umweltsituation im Kaspischen Meer, die mit Flachwasser, einem starken Rückgang des Wasserdurchflusses, einer Verringerung der biologischen Ressourcen und anthropogener Verschmutzung einhergeht“, so Tokajew. „Die Rettung des Kaspischen Meeres sollte zu einer Priorität der langfristigen internationalen Zusammenarbeit werden. Ich fordere alle interessierten Parteien auf, einen gemeinsamen Aktionsplan zu entwickeln, um den Zustand dieses einzigartigen Wasserspeichers zu verbessern.“

cstr.

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