Am zweiten Tag des Internationalen Forums „Extremismus und Gesellschaft: Gegenwärtige Tendenzen der Gegenwirkung“ kamen Expertinnen und Experten sowohl aus Kasachstan und anderen Ländern Zentralasiens als auch aus dem ferneren Ausland in Almaty zusammen. Das vornehmliche Ziel des Projekts war es, gegen Extremismus in Zentralasien präventiv vorzugehen und mögliche Perspektiven für Jugendliche aufzuzeigen.

Den Auftakt der Veranstaltung machte der Leiter des Projekts der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), Stefan Buchmayer, welcher das Projekt PREVECA („Preventing Violent Extremism in Central Asia“) vorstellte. Das Jugendforum verweist auf die gesellschaftliche Verantwortung junger Menschen zwischen 16 und 25 Jahren und zielt auf einen verstärkten Dialog ab.

Einer dieser Dialoge fand mit Polizistinnen und Polizisten statt, um nur ein Ereignis der zahlreichen Formate der Veranstaltung zu nennen, und dort hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gelegenheit, ganz offen Fragen zu stellen, die sie zur Polizeiarbeit mit der Jugend interessierten. Darüber hinaus sollte die gefühlte Barriere zwischen Bürger und Polizei aufgeweicht und mehr gegenseitiges Vertrauen geschaffen werden. In Zusammenarbeit mit dem kasachischen Innenministerium sollte der Stellenwert der Polizeibehörden hervorgehoben und bei allen Teilnehmern das Bewusstsein ihrer eigenen Rolle und ihrer Verantwortung als Bürger in der Zivilgesellschaft gesteigert werden.

„Ich hatte bisher nie die Gelegenheit, mit einem Polizeibeamten auf Augenhöhe zu sprechen, und war überrascht darüber, dass sie tatsächlich bereit waren, uns zuzuhören“, sagte Gulmira Bajandina, eine Studentin aus Petropawlowsk über ihre Eindrücke. PREVECA ist das erste Forum dieser Art in Kasachstan und wird seit 2021 alljährlich abgehalten.

Gemeinsam mit der Jugend

Die erste von zwei Paneldiskussionen am Samstag beschäftigte sich mit der Rolle der Zivilgesellschaft bei der Aufklärung der Öffentlichkeit im Rahmen der Bemühungen, dem gewalttätigen Extremismus in Zentralasien entgegenzuwirken. Dabei wurden mehrere Projekte der Zusammenarbeit mit Jugendlichen vorgestellt, die sich diesem Thema widmen. Gesprochen wurde unter anderem über erste Zwischenergebnisse und über erste Eindrücke bei den Jugendlichen, die bei dieser Zusammenarbeit mitgemacht haben. Neben dem zuvor genannten Dialog zum Thema „Jugend und Polizei“ wurde auch über die Wirksamkeit solcher alltäglichen Aktivitäten gesprochen, wie das Organisieren eines Schachclubs, das gemeinsame Filmemachen oder das Pflanzen von Setzlingen und Blumen. All diese Formate der Mobilisierung der Jugendlichen hätten einen positiven Einfluss auf das Gruppen- und Selbstwertgefühl der jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Dahingegen setzte das zweite Panel das Hauptaugenmerk auf ein methodisches Vorgehen bei der Vorbeugung von extremistischen Handlungen. Vorträge kamen unter anderem vom Präsidenten der Asiatischen Föderation für Psychotherapie, von Medienvertretern sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem Bereich Cybersecurity oder anderen soziopolitisch aktiven Organisationen. Das internationale Forum ist insofern eine besondere Veranstaltung, als es Zugänge und Ansichten aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft miteinander in Verbindung bringt und zivilgesellschaftliches Engagement, in Abgrenzung zu ausschließlich staatlichen Maßnahmen, fördert.

Das Forum, will sich als Aufruf zum Dialog verstanden wissen und appelliert auch an potenziell gefährdete Jugendliche. Man solle das Gefühl von Tabu und Stigmatisierung überwinden und Raum für offene Gespräche schaffen, so die Vortragenden. Das Projekt beruht auf den Menschenrechten und gendersensitiven Prinzipien und baut ebenfalls darauf, dass die Qualifizierung nationaler Sicherheitsbehörden durch staatliche Trainingsangebote weiter erhöht wird.

Extremismus und Gewalt nehmen zu

Mit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan 2021 und dem Wiederaufflammen des islamistischen Terrorismus im Zusammenhang mit radikalen Gruppierungen wie der ISKP wächst insbesondere in Zentralasien die Sorge vor Radikalisierungstendenzen und einem gewalttätigen Extremismus. Häusliche Gewalt nimmt auch hierzulande zu, wobei Frauen am häufigsten betroffen sind. Das vom Bundesaußenministerium seit 2020 geförderte Projekt richtet sich hauptsächlich an Jugendliche und baut darauf, dass die regionale, nationale und lokale Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Regionen und Ländern in Zentralasien weiter anwächst.

Anton Genza

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