Knapp ein Viertel der Kinder in Kasachstan leiden an Übergewicht oder sind fettleibig. Dies wird mit einem enormen Anstieg des Konsums von zuckerhaltigen Erfrischungsgetränken verbunden. Das Gesundheitsministerium plant, die Steuer auf jene Getränke um 18% drastisch zu erhöhen – Unterstützung kommt von der Weltbank.
In einm Bericht des World Cancer Research Fund‘s von 2018, werden als gesüßte Getränke diejenigen bezeichnet, die zugesetzte kalorienreiche Süßungsmittel wie Saccharose, Maissirup mit hohem Fruchtzuckergehalt oder Fruchtsaftkonzentrat enthalten.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht in ihrem 2017 veröffentlichten Bericht davon aus, dass eine Erhöhung der Steuer auf gesüßte Getränke um 20% eine effektive Methode sei, die Quote der Fettleibigkeit und Krankheiten, wie Diabetes oder Krebs, zu senken.
Die WHO empfiehlt, nicht mehr als 10 Prozent des täglichen Energiebedarfs in der Form von Zucker aufzunehmen, was bei einem durchschnittlichen Erwachsenen etwa 50 g Zucker (ca. 10 Teelöffel oder 14 Stück Würfelzucker) entspricht. Einige Experten beäugen diesen Richtwert aufgrund angeblich ungenügender Beweise jedoch kritisch. Die meisten Studien, die sich mit dem Zusammenhang zwischen der Einnahme von zugesetztem Zucker und diversen Krankheiten befassen, gehen von gesüßten Getränken als deren Hauptursache aus.
Der übermäßige Konsum von zugesetzten Süßungsmitteln kann zu einem erhöhten Herzinfarktrisiko, Typ II-Diabetes und weiteren lebensbedrohlichen Folgen führen. In Kasachstan sind 86% aller Todesfälle auf chronische Krankheiten zurückzuführen, was die Sorge um die Gesundheitslage insbesondere der jungen Konsumenten erhöht. Tatsächlich sind Länder mit niedrigem oder mittlerem Einkommen stärker von diesen Problemen betroffen als wohlhabende Nationen.
Zuckerkonsum und Gesundheit
Das Essverhalten ist einer der Schlüsselfaktoren für eine gesunde Lebensweise. Es gilt als erwiesen, dass eine gesunde Ernährung dazu beiträgt, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einer Reihe weiterer körperlicher Beeinträchtigungen entgegenzuwirken. Im Jahr 2000 veröffentlichte die WHO unter dem Titel „12 Schritte zu einer gesunden Ernährung“ diesbezüglich allgemeine Empfehlungen. Es sei zwar nicht nötig, komplett auf Zucker zu verzichten, das Gegenteil sei der Fall, aber zuckerhaltige Lebensmittel sollen nicht übermäßig eingenommen werden.
Besteuerung von gesüßten Getränken
Das Vorhaben des kasachstanischen Gesundheitsministeriums sieht vor, den Verkauf von ungesunden Getränken durch geeignete Maßnahmen um 16% zu senken und parallel dazu den Verkauf von Wasser um 41% zu steigern. Gleichzeitig rechnet das Ministerium mit einem Wachstum des Bruttoinlandsproduktes um 0,25%. Einerseits soll die Gesundheitslage der Bevölkerung im Land verbessert und andererseits sollen die Steuereinnahmen der Finanzbehörden nachhaltig aufgestockt und gesichert werden.
Die zusätzlich eingenommenen Steuern sollen in Investitionen im Gesundheitssektor gesteckt werden. Durch den angestrebten geringeren Konsum von ungesunden Lebensmitteln würde die durchschnittliche Lebenserwartung steigen und somit auch die Zeit, in der ein Mensch arbeiten kann. Gleichzeitig wird ein Sinken der Kosten für medizinische Betreuung pro Kopf erwartet. Anfängliche Zweifel, die Besteuerung würde sich negativ auf sowohl den Arbeitsmarkt als auch auf die Geschäfte der Getränkehersteller auswirken, wurde verworfen. Neben Getränken mit übermäßigem Zuckergehalt vertreiben Hersteller meist auch gesündere Alternativen, wodurch sich die Verluste ausgleichen würden.
Es bleibt jedoch auf den Einzelfall zu schauen. Die zusätzliche Besteuerung auf Getränke mit erhöhtem Zuckergehalt ist bereits in 121 Ländern eingeführt worden. Zwar führte ein ähnlicher Plan in Großbritannien zu keinem erheblichen Einfluss auf die Verkaufszahlen von zuckerhaltigen Getränken, doch senkten die Hersteller den Zuckergehalt in betroffenen Getränken drastisch, um so der Preissteigerung zu entgehen.
Statistische Daten belegen, dass die zusätzliche Besteuerung auf Getränke mit einem erhöhten Zuckergehalt dazu beiträgt, Konsumentinnen und Konsumenten zum Kauf von Alternativen mit einem geringeren Zuckeranteil zu verleiten. Gleichzeitig bekämpft dieser Lösungsansatz jedoch nur ein Symptom, aber nicht die komplette Ursache. So weisen zum Beispiel einige Schokoladensorten und diverse Fertigprodukte einen noch höheren Zuckergehalt auf, aber sie werden von der Initiative des Gesundheitsministeriums nicht erfasst. Letztendlich ist aber der Ansatz einer erhöhten Besteuerung von zuckerhaltigen Getränken, der nicht nur von Kasachstan verfolgt wird, ein richtiger Schritt in Richtung einer gesünderen Gesellschaft, doch soll er wahrlich nicht der einzige sein.