Minderheitenmedien haben ein Problem: Sie richten sich an eine Minderheit. Doch wie erreicht man Leser außerhalb jener Minderheit? Dieser Frage ging ein Workshop der Vereinigung der Deutschen Kasachstans „Wiedergeburt“ nach. Dabei kam auch heraus: Es gibt sehr unterschiedliche Meinungen darüber, wie eine Zeitung in Deutschland und Kasachstan auszusehen hat.

In Deutschland wie Kasachstan kämpfen Printmedien mit dem Überleben. Besonders schwierig ist die Situation für Minderheitenmedien. Wie macht man eine Zeitung, die sich eben nicht an eine Mehrheit der Bevölkerung richtet für diese interessant? Darum ging es in einem Seminar der gesellschaftlichen Stiftung „Vereinigung der Deutschen Kasachstans ‚Wiedergeburt‘“ Mitte Juli. Eingeladen, diese Frage zu erörtern, waren bekannte Journalisten aus Kasachstan, Fotografen, Vertreter der regionalen Einrichtungen der „Wiedergeburt“ sowie des Jugendverbandes der Deutschen Kasachstans.

Medienexpertin Fatima Kosajewa leitete das Seminar und sprach auch wichtige Probleme der „Deutschen Allgemeinen Zeitung“ (DAZ) an. Um welche Themen sollte es in der DAZ gehen? Wie kann der Leserkreis erweitert werden? Was interessiert die Jugend?

Die bereits niedrige Auflage von 1.000 Exemplaren dient vor allem der Auslage in deutschen Kulturinstitutionen und Vertretungen sowie dem Versand an eine kleine Anzahl älterer Leser, die keinen Zugang zum Internet haben. Der Druck und Versand der Printausgabe wird derzeit durch die Unterstützung des kasachischen Staates im Rahmen der Minderheitenförderung sowie eines Projektes des Bundesverwaltungsamtes (BVA) ermöglicht. Für die jüngere Generation ist hingegen ein attraktiver Online-Auftritt nötig, der die verschiedenen Formate Foto, Audio und Video vereint. Tatsächlich hat die Webseite der Zeitung „daz.asia“ derzeit 30.000 Besucher.

Diese stammen zur Hälfte aus den deutschsprachigen Ländern Europas. Da man in den dortigen Medien nur wenig über Zentralasien liest, könnte sich hier eine entsprechende Nische in der Berichterstattung auftun. Denn die DAZ hat ein weiteres Problem: Nur wenige Kasachstandeutsche verstehen gut genug Deutsch, um die Artikel in deutscher Sprache lesen zu können. Auch deshalb erscheint die Zeitung seit dem Zerfall der Sowjetunion und der Auswanderungswelle in den 1990er Jahren auf Deutsch und Russisch.

Doch nicht nur die Zielgruppe ist ein Problem. Ebenso schwierig ist es, geeignete Autoren zu finden. Hier seien laut DAZ-Chefredakteurin Olesja Klimenko vor allem die regionalen Vertretungen der „Wiedergeburt“ gefragt. Sie rief dazu auf, der Jugend das journalistische Schreiben beizubringen. Eine weitere Idee, die erörtert worden ist, ist ein Online-Radio.

Thematisch sollte es vor allem um die deutsch-kasachischen Beziehungen gehen. Alexander Gibner, Mitglied des Kuratoriums der „Wiedergeburt“ sagte, er habe jahrelang „über die Festigung des Friedens und der Freundschaft der Völker“ in Kasachstan geschrieben. Das müsse fortgeführt werden, forderte er. Deutschsprachige Leser aus Europa interessieren sich hingegen vielmehr für die gesellschaftspolitischen Entwicklungen in den zentralasiatischen Ländern. Doch auch die Deutschen Expats in Kasachstan haben einen Wunsch: die Abbildung eines realistischen Deutschlandbildes jenseits von Dirndln und den üblichen Stereotypen.

Am Ende wurde jedoch eines deutlich: Während sich ein Großteil der Anwesenden für mehr Bilder und kürzere Texte in der DAZ aussprachen, gibt es in klassischen deutschsprachigen Printmedien mehr Text und weniger Bilder. Um die Qualität des letzteren zu fördern, bestand ein Teil des Seminars aus einem Fotoworkshop. Die Fotojournalisten Juri Becker und Viacheslaw Gelbling führten die Teilnehmende dazu in die Kunst der professionellen Fotografie ein. Daraus entstanden kleine Fotoreportagen.

Alle Wünsche und Bedürfnisse zusammenzubringen, ist nun – wie schon bisher – die gestellte Aufgabe. Und wenn man die Vertreter der „Wiedergeburt“ fragt, ob denn die deutsche Minderheit in Kasachstan eine Zukunft habe, antworten diese ganz klar mit: „Ja!“ (daz)

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