Der zentralasiatische Markt wird für ausländische Investoren immer beliebter. Das zeigt sich nicht zuletzt an der steigenden Zahl der Besuche von Wirtschaftsdelegationen aus Deutschland. So fand vom 19. bis 27. Juni im Rahmen des rheinland-pfälzischen Außenwirtschaftsförderungsprogramms „Gemeinsam auf Auslandsmärkte 2023“ eine Delegationsreise mit Vertretern deutscher Unternehmen aus dem Bundesland nach Kasachstan und Usbekistan statt. Organisiert wurde diese vor Ort von der Delegation der deutschen Wirtschaft für Zentralasien gemeinsam mit DEinternational Kasachstan und GIC Usbekistan.

Die Vertreterinnen und Vertreter der zehn Unternehmen repräsentierten eine große Bandbreite an Branchen – von Chemie über Weinbau bis hin zu Logistik. Darüber hinaus nahmen zwei Vertreterinnen des rheinland-pfälzischen Ministeriums für Wirtschaft, Transport, Landwirtschaft und Weinbau sowie eine Repräsentantin der Industrie- und Handelskammer Koblenz an der Reise teil. Beide Institutionen waren ebenfalls an der Planung beteiligt.

Delegationsmitglied Jose Masot bei der Vorstellung lokaler Produkte aus Rheinland-Pfalz
Delegationsmitglied Jose Masot bei der Vorstellung lokaler Produkte aus Rheinland-Pfalz

„Wir hatten so eine Reise nach Kasachstan bereits vor einigen Jahren organisiert“, erläuterte Ulrike de Zoeten, die im rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium als Sachbearbeiterin für Außenhandelsfragen zuständig ist. „Damals war das Interesse unserer Firmen aber bei weitem nicht so groß wie dieses Mal.“ Dabei dürfte die Region nicht für alle Mitglieder der Delegation Neuland gewesen sein – manch einer hat einen familiären Hintergrund in Zentralasien oder anderen Teilen des postsowjetischen Raums bzw. stammt von dort.

Geopolitische Krisen als Störfeuer

Vergangenen Donnerstag hatten die Interessenten in Almaty die Möglichkeit, im Rahmen eines Erfahrungsaustauschs von hiesigen Vertretern der Firmen ANTAL, Spaarmann und Dobersek Engineering die Chancen und Risiken auf dem kasachischen Markt in den Bereichen Personalwesen, Logistik und Ingenieurswesen kennenzulernen.

Im Fokus der Präsentationen stand unter anderem die aktuelle geopolitische Situation in der Welt. Vor allem die Logistikbranche leidet unter den Umständen, wie aus dem Vortrag von Ainur Abdina vom Transportunternehmen Spaarmann hervorging. „Gerade die Transporte von Deutschland nach Kasachstan erweisen sich aktuell als schwierig“, so Abdina. Es werde seitens Spaarmann vermehrt versucht, Transportrouten durch Russland zu vermeiden und mehr auf die Transkaspische Internationale Transportroute zu setzen. Aktuell gefragte Investitionen und Chancen für deutsche Unternehmen sind laut Abdina auf dem kasachischen Markt Maschinenanlagen und IT-Lösungen.

Michael Germershausen von der Personalvermittlungsfirma ANTAL brachte auch die kulturellen Unterschiede ins Spiel, die im Vorfeld von Investitionen beachtet und nicht unterschätzt werden sollten. Hauptsächlich im Bereich des Verkaufs und des Marketings herrsche laut Germershausen auf dem kasachischen Arbeitsmarkt ein Personal-mangel.

Den Abschluss der Präsentationsrunde machte Jakob Gazambiler von Dobersek Engineering. Als Kasachstandeutscher freue ihn das mittlerweile große Geschäftsinteresse an Kasachstan sehr. Im Bereich des Ingenieurswesens seien in Kasachstan aktuell Umweltthemen, darunter vor allem die Wasseraufbereitung sehr gefragt. Er betonte auch die Rolle der AHK Zentralasien als erster hilfreicher Anhaltspunkt für Investitionen in Kasachstan.

„Usbekistan hat Erwartungen übertroffen

Den Abschluss des Aufenthalts in Kasachstans südlicher Hauptstadt bildete ein Empfang am Freitagabend, bei dem auch Hovsep Voskanyan, der Delegierte der Deutschen Wirtschaft für Zentralasien, und der deutsche Generalkonsul in Almaty Mario-Ingo Soos Grußworte sprachen.

Generalkonsul Soos nannte Rheinland-Pfalz dabei „eines der innovativsten, produktivsten und zukunftsorientiertesten Bundesländer Deutschlands“. Kathrin Börnemeier, Referentin für Außenwirtschaft im rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium, hob in ihrem Grußwort die Bedeutung kleiner und mittlerer Unternehmen hervor, die in ihrem Bundesland 99 Prozent aller Unternehmen stellten – darunter eben jene zehn, die auf der Delegationsreise vertreten waren.

Neben Almaty standen noch Astana, Taschkent und Samarkand als Stationen auf dem Reiseplan der Delegation, deren Mitglieder in diesen Tagen viele Gespräche führen und nützliche Kontakte knüpfen konnten. „Usbekistan hat unsere Erwartungen übertroffen“, sagt Kristina Gerbel, die bei der IHK Koblenz als Referentin für Außenwirtschaft arbeitet und ihre Organisation im Rahmen des Delegationsbesuchs vertrat. Neben vielen B2B-Gesprächen hätten die Teilnehmer im bevölkerungsreichsten Land der Region innovative Technoparks europäischen Standards kennengelernt. Ihr Fazit: „Alle Teilnehmer sind am Ende zufrieden geblieben. Jetzt bleibt es abzuwarten, ob aus den Gesprächen neue feste Partnerschaften entstehen.“

Annabel Rosin und Christoph Strauch

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