Der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Hartmut Koschyk MdB hat gemeinsam mit dem aus Kasachstan stammenden russlanddeutschen Bundestagsabgeordneten Heinrich Zertik an der diesjährigen Sitzung der Volksversammlung Kasachstans teilgenommen.

Beide Politiker waren bereits im Februar dieses Jahres in die kasachische Hauptstadt Astana gereist. Damals besuchten Koschyk und Zertik bereits die Volksversammlung Kasachstans und trafen deren Vizevorsitzenden Jeraly Tugschanow. Während dieser Zusammenkunft hatte der Vizevorsitzende Tugschanow den aus Kasachstan stammenden Bundestagsabgeordneten Heinrich Zertik eingeladen, bei der Volksversammlung Kasachstans ein Grußwort zu sprechen.

Während der diesjährigen Sitzung wurde außerdem Leo Schick von Präsident Narsabajew für seine engagierte Mitarbeit bei der Volksversammlung Kasachstans ausgezeichnet. Er ist einer der Pioniere der Selbstorganisation der Deutschen Minderheit in Kasachstan.

Präsident Nasarbajew würdigte in seiner Ansprache auch das soziale Engagement der Deutschen Minderheit in Kasachstan, das unter anderem in den von der Bundesregierung geförderten Sozialstationen zum Ausdruck kommt. Heinrich Zertik betonte in seinem Grußwort vor der Volksversammlung die Brückenfunktion der in Kasachstan lebenden wie auch der in die Bundesrepublik Deutschland ausgesiedelten Russlanddeutschen. MdB Koschyk und MdB Zertik nutzten ihre Teilnahme an der Vollversammlung der Völker Kasachstans auch für Gespräche mit Vertretern der Deutschen Minderheit, Mitgliedern des Kasachischen Parlaments sowie der kasachischen Regierung.

Diese Gespräche dienten auch der Vorbereitung der diesjährigen Sitzung der jährlich tagenden Deutsch-Kasachischen Regierungskommission bezüglich der Angelegenheiten der Deutschen Minderheit, die im Oktober dieses Jahres in Kasachstan tagen wird.

Am Rande führten Koschyk und Zertik auch einen Meinungsaustausch mit dem Weihbischhof der Erzdiözese Astana, Athanasius Schneider. Er entstammt einer russlanddeutschen Familie, die in den Ural verschleppt wurde. Weihbischof Schneider selbst wurde 1961 in Kirgisistan geboren und siedelte mit seiner Familie 1973 nach Deutschland aus. Er wählte dann die Berufung als Ordenspriester, studierte in Brasilien Theologie und Philosophie. Nach einem weiteren Studium und der Dissertation in Rom entschied er sich für eine Rückkehr nach Kasachstan, wo er das Priesterseminar in Karaganda leitete. 2006 wurde Schneider von Papst Benedikt XVI. zum Weihbischof ernannt. Zum Abschluss der Vollversammlung der Völker Kasachstans fand eine Kulturgala statt, bei der ein künstlerischer Beitrag eindrucksvoll an das Deportationsschicksal der Russlanddeutschen erinnerte.

Neben ihrer Teilnahme an der Volksversammlung trafen sich Koschyk und Zertik auch mit dem russlanddeutschen Unternehmer Alexander Lorenz, der 1995 aus Kasachstan in die Bundesrepublik Deutschland ausgesiedelt war. Dort wählte Lorenz alsbald die unternehmerische Selbstständigkeit, aus der heraus er seit 2006 mit einem kasachischen Partner in Kasachstan sehr erfolgreich tätig ist. Lorenz hat in beträchtlichem Umfang in elf Agrarunternehmen verschiedener Art in Kasachstan investiert. Koschyk und Zertik besuchten Lorenz in einem seiner Unternehmen in Akmol (ehemals Malinowka), einer Ortschaft in der Nähe von Astana.

Dort befand sich eine sehr erfolgreiche Landwirtschaftskolchose, die zu sowjetischen Zeiten von dem russlanddeutschen Agrarfachmann Scharf geleitet wurde, der auch Mitglied des Obersten Sowjets war. Scharf ergriff bereits in den 80er Jahren die Initiative, im damaligen Malinowka eine Gedenkstätte einzurichten, die an das Leid stalinistischer Deportationsopfer, darunter zahlreiche Russlanddeutsche, in einem Straflager in Malinowka erinnerte. Daraus ist im heutigen Akmol ein eindrucksvolles Museum entstanden. Koschyk und Zertik zeigten sich beeindruckt von dem unternehmerischen Engagement des Russlanddeutschen Alexander Lorenz, vor allem auch von seinem sozialen und gesellschaftlichen Engagement in Kasachstan.

Die Volksversammlung Kasachstans bietet den 130 anerkannten Minderheiten der Republik die Möglichkeit zur Teilnahme am politischen und gesellschaftlichen Leben. Neun der 107 Abgeordneten des kasachischen Unterhauses (Mäschelis) werden von der Volksversammlung gewählt. Dieses Organ wurde auf Initiative des kasachischen Präsidenten Nasarbajew 1995 ins Leben gerufen, der selbst Vorsitzender dieses Verfassungsorgans ist und auch die diesjährige Vollversammlung leitete.

Auch alle Regionalvorsitzenden der Deutschen Minderheit, deren Landesvorsitzender Alexander Dederer und der Vorsitzende der Jugendorganisation Ruben Bachmann sowie die russlanddeutschen Parlamentsabgeordneten Jegor Kappel und Olga Kikolenko gehören der Volksversammlung Kasachstans an.

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