Seit zwei Wochen hat das Eissportzentrum Medeu in den Bergen Almatys seine Tore erneut für die kommende Wintersaison geöffnet. Mit knapp 6000 Eisläufern pro Woche und mehr als 120 aufgestellten Eisschnelllauf-Weltrekorden ist das Medeu ein beliebter Anziehungspunkt, sowohl für den erholungsbedürftigen Sportliebhaber, als auch für den ambitionierten Profisportler.

Selbstbewusst erzählt Nail Faridowitsch Nurow, der neue Direktor des Almatyer Medeus, der DAZ von der bewegten Geschichte des traditionellen Eissportzentrums. „Wir befinden uns heute in der 33. Wintersaison, und innerhalb dieser 33 Jahre wurden hier bei uns auf der Eisbahn 126 Weltrekorde aufgestellt“, berichtet er mit leuchtenden Augen. Stolz und ein wenig schmunzelnd fügt er hinzu, dass das Almatyer Medeu im Volksmund auch die „Fabrik der Rekorde“ genannt würde. Traurigerweise sind diese ruhmreichen Zeiten vorerst vorbei. Seit zehn Jahren werden Weltrekorde auf unüberdachten Eisbahnen in der internationalen Sportlerszene nicht mehr anerkannt. Auf die Frage, wie es denn mit einem Dach für das Medeu ausschaue, erwidert Nurow überraschenderweise, dass er persönlich den Ausbau eines Daches nicht befürworte. Ein Umbau der alten Eisbahn rentiere sich nicht – stattdessen sei ein zusätzlicher Eiskomplex, speziell für den Profisport, geplant.

Verbindung von Massen- und Profisport

Die Besonderheit des Almayer Medeus sieht der motivierte Direktor des Sportzentrums in der geschickten Verbindung von Massen- und Profisport. „Trotz unserer Ambitionen im Profisportbereich bleibt das Medeu immer auch eine Eisbahn für das einfache Volk“, erklärt er mit Nachdruck. So steht die alte Eisbahn auch weiterhin dem sporthungrigen Almatyer Publikum zur Verfügung. Und die Besucherzahlen des Medeus können sich durchaus sehen lassen. Knapp 6.000 Eisläufer und an die 14.000 Tagesausflügler, die sich in den Bergen vom Alltagsstress und der Almatyer Stadtluft erholen, sprechen für die Beliebtheit des Eissportzentrums.

So kommt auch Maulen Rysbekow, 53 Jahre, dreimal wöchentlich ins Medeu, um auf dem Eis seine Runden zu drehen. „Schlittschuhlaufen hält fit bis ins hohe Alter“ erzählt der rüstige Rentner. „Wenn mir hier oben in den Bergen der frische Wind um die Nase weht, vergesse ich alle Sorgen und Probleme.“ Sergej Schabin, 56 Jahre und ebenfalls pensioniert, hat ein eher ungewöhnliches Hobby. Er hat sich ganz dem Tai-Chi auf Schlittschuhen verschrieben und vollzieht ruhig und hoch konzentriert seine Übungen auf der Eisbahn. „Früher kam ich mehrmals pro Woche hierher, doch seitdem die Preise für Eintritt und Ausleihe gestiegen sind, kann man mich nur noch einmal pro Woche im Medeu bewundern“, lacht Sergej verschmitzt.
Das neue Eissportzentrum hingegen, das voraussichtlich an die 3.000 Quadratmeter groß sein soll, richtet sich verstärkt an die internationale Sportlerszene. Noch tummeln sich die Eissportprofis lieber auf den Eisbahnen in Kanada, den USA oder in Mexiko, doch mit Hilfe des geplanten Sportkomplexes soll bis zum Jahr 2007 eine größere Anzahl internationaler Gäste nach Almaty gelockt werden. Auch durch den neuen Fünf-Sterne-HotelKomplex, welcher im Jahr 2007 eröffnet werden soll, und den Ausbau des Gastronomie- und Einzelhandelgewerbes rund ums Almatyer Medeu, wird sich die Situation voraussichtlich verbessern. Und die Trainingsbedingungen auf 1.700 Metern Höhe sind ohnehin schon optimal. Wenn die Sportler regelmäßig in der sauerstoffarmen Luft ihr Training absolvieren, sind sie später bei Wettkämpfen in der Tiefe im eindeutigen Vorteil gegenüber ihren Mitstreitern.

Olympia 2014?

Eine endgültige Lösung des Profidilemmas wären sicherlich die Olympischen Spiele im Jahr 2014 in Almaty. Das Nationale Olympische Komitee von Kasachstan will nämlich die frühere kasachische Hauptstadt als Austragungsort der Winterolympiade 2014 vorschlagen. Laut Aussage des Kommittees bräuchte Almaty ein Budget von acht Millionen US-Dollar, um für die Olympischen Spiele berücksichtigt zu werden. Bisher sind jedoch lediglich 2,5 Millionen US-Dollar von der Stadt aufgebracht worden. Der ambitionierte Direktor des Almatyer Medeus gibt sich trotz dieser Zahlen zuversichtlich: „Es wäre mein größter Traum, die Anfangs- und die Schlusszeremonie der Olympischen Spiele im Medeu abzuhalten.“ Doch selbst wenn aus dem Wunsch, die Olympischen Spiele in Almaty stattfinden zu lassen, nichts werden sollte, und die internationale Profiszene vorerst ausbleibt, ist und bleibt das Medeu ein beliebtes Erholungsziel im Großraum Almaty.

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Anschrift:
Ul. Gornaja 465; 050020 Almaty
Telefon: 716211
Fax: 716213

Öffnungszeiten:
Montags bis freitags:12-23 Uhr,
samstags und sonntags:10-23 Uhr

Eissportsaison:
November bis März

Eintrittspreise und Ausleihgebühren:
Eintritt: Erwachsene 500 Tenge, Kinder 300 Tenge
Ausleihgebühren: Erwachsene 300 Tenge, Kinder 200 Tenge.

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09/12/05

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