Das Nationale Symphonieorchester Usbekistans mit dem „Richter Trio“ in der Berliner Philharmonie

In der berühmten Berliner Philharmonie erlebte das Publikum kürzlich eine außergewöhnliche Aufführung, die ihresgleichen sucht. Dort spielte Anfang Mai das Nationale Symphonieorchester Usbekistans mit dem „Richter Trio“ unter Leitung des Dirigenten Alibek Kabdurakhmanov vor vollen Rängen. Den Zuschauern bot sich ein Kunstwerk aus Musik, Wort, Dichtung, Klang, Projektion und Licht.

Die im Hintergrund der Konzertbühne bis fast an die Decke des Konzerthauses aufgehängten, beinahe transparenten Gazevorhänge wurden mit Videoinstallationen optisch bespielt. Unterschiedlich bewegte Bilder wurden projiziert und entsprechend musikalisch unterlegt – von einem Sternenhimmel über Meteoriteneinschläge, Wellenbewegungen und Wasserfälle bis hin zum Naturschauspiel eines Vulkanausbruchs, aber beispielsweise auch mit einem Blick in die komplexe Welt der Mechanik einer Uhr. Mit bewegten Schwarz-Weiß-Bildern wurde der Zuschauer in eine teilweise fast mystisch anmutende Klangatmosphäre entführt.

Berliner Philharmonie

Im ersten Teil dieses besonderen musikalischen Abends wurden Titel aus Kirill Richters 2019 veröffentlichtem Debut-Album „Chronos“ vorgetragen. Anschließend prägten drei große Orchesterwerke die zweite Hälfte des Abends. Richters „Jumpman OST“ und das Antikriegs-Werk „Faith of our Fathers“ erklangen vor der Uraufführung der Orchesterfantasie „The Sands of Time“.

alog zur Ausstellung „ Archäologische Schätze aus Usbekistan“
alog zur Ausstellung „ Archäologische Schätze aus Usbekistan“

Die Auftragskomposition der Uzbekistan Art and Culture Development Foundation machte den spektakulären Auftakt zur Ausstellung „Archäologische Schätze aus Usbekistan“, die vom Präsidenten der Republik Usbekistan, Shavkat Mirziyoyev mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eröffnet wurde. Die Exponate der Ausstellung, die im Neuen Museum und der James-Simon-Galerie gezeigt werden, reichen von der Zeit Alexanders des Großen bis zum Reich der Kuschan.

Bekannte Namen und großer Ruf

Das Nationale Symphonieorchester of Urbekistans hat eine bewegende Geschichte hinter sich. Im Zuge der Unabhängigkeit Usbekistans verstärkte die Regierung ihr Engagement für die Kulturlandschaft der neu gegründeten Republik. 1998 wurde das Orchester wirtschaftlich und künstlerisch eigenständig, was einen starken Entwicklungsimpuls bedeutete.

Bekannte Namen wie die des ersten künstlerischen Leiters Ismail Dzhalilov, des ersten Chefdirigenten und Komponisten Anvar Ergashev, des Chefdirigenten der Sizilianischen Musikakademie Gaetano Colayan oder auch des Chefdirigenten des Los Angeles Ochestras Ricardo Capasso prägten die Anfangsjahre bis zur Gegenwart des Orchesters. Das Nationale Symphonieorchester of Usbekistans genießt national wie auch international einen hervorragenden Ruf.

Preisgekrönter Dirigent

Alibek Kabdurakhmanov ist einer der herausragendsten Dirigenten Usbekistans. Er absolvierte ein Masterstudium sowohl im Fach Schlagzeug und Percussion als auch im Fach Dirigieren. Alibek Kabdurakhmanov hat in der Zwischenzeit diverse Auszeichnungen erhalten, wie beispielsweise den Prince Claus Annual Award in Amsterdam oder auch den Tassano-Preis im Bereich Kultur in Usbekistan.

Alibek Kabdurakhamanov
Alibek Kabdurakhmanov

Er tritt bei bedeutenden Festivals auf und leitete Orchester wie das State Academic Symphony Orchestra Almaty/Kasachstan, das Musiktheater-Orchester Studio am Staatlichen Konservatorium Usbekistans, oder das Jugendsinfonieorchester Usbekistans. Seit 2019 ist er der Chefdirigent des Nationalen Sinfonieorchesters Usbekistans.

„Richter Trio“

Das „Richter Trio“ ist ein Ensemble, welches 2016 von Kirill Richter gegründet wurde und dessen Eigenkompositionen aufführt. Kirill Richter ist ein russischer Pianist und Komponist, der von Musikwissenschaftlern dem minimalistischen und neoklassischen Genre zugerechnet wird.

Aufgrund seiner fehlenden akademischen Ausbildung bezeichnet sich Kirill als Autodidakt. Klänge erfüllen sein Leben. Daher ist er äußerst sensibel für sie und versucht, sich von allem inspirieren zu lassen, was ihn umgibt, und daraus neue Werke zu schaffen. Seine Projekte entstehen über sehr lange Zeiträume von teilweise bis zu mehreren Jahren – so auch das Debutalbum „Chronos“. Es entstand aus der Erinnerung an eine alte Uhr in Kirills Kinderzimmer. Sie wurde gewissermaßen zur Visitenkarte des Musikers.

Richters Karriere begann als Komponist mit einer Serie von Walzern für Klavier. In ihrer Schlichtheit machten die Stücke einen großen Eindruck auf das Publikum und sind bezeichnend für Kirill Richters Kompositionssprache, die sich durch Energie, Aufrichtigkeit und einen direkten Zugang zur Gefühlswelt seiner Zuhörer auszeichnet.

National Symphony Orchestra of Uzbekistan
Das Nationale Symphonieorchester Usbekistans

Eines der Highlights seiner bisherigen Karriere ist die 2017 erschienene Suite „Faith of our Fathers“, die das Grauen des Zweiten Weltkrieges thematisiert und gleichzeitig zum Frieden aufruft. 2018 komponierte er die offizielle Titelmelodie zur FIFA – Fußballweltmeisterschaft mit dem Titel „Where Angels Fear to Tread“. Und in der Schweiz fand 2019 das Origen-Festival statt, wo ein Requiem uraufgeführt wurde, das den Opfern der stalinistischen Gewaltherrschaft und der Gulags gewidmet ist.

Viele internationale Preise

Richters Musik hat frischen Wind in den zeitgenössischen Instrumentalbereich geweht. Der Pianist arbeitet mit der Geigerin Alena Zinovieva und dem Cellisten August Krepak zusammen.

Alena Zinovieva begann bereits mit acht Jahren das Violinspiel und hat einen Abschluss des Moskauer Tschaikowsky Staatskonservatoriums erlangt. Einen weiteren Abschluss machte sie als Solistin. Sie erhielt viele Preise bei internationalen Musikwettbewerben.

August Krepak ist ein Cellist, der 2006 das Fach Zeitgenössisches Cello an der Norwegischen Musikakademie in Oslo abschloss, um anschließend 2012 am Moskauer Konservatorium in den Fächern Barocke und zeitgenössische Musik weitere Abschlüsse zu erwerben. Er ist Mitglied des Originalklang-Ensembles Pratum Integrum und des Ensembles Gnessin Baroque. Krepak und tritt außerdem bei diversen internationalen Musikfestivals auf.

Großer Beifall für Aufführung

Das Publikum in Berlin erlebte die Uraufführung der sinfonischen Fantasie „ The Sands of Time“, in der Richter in die uralte Kultur Usbekistans eintaucht und ihre Stellung zwischen Asien, Orient und Okzident beleuchtet.

Die vorgetragenen Verse von Alisher Navoi (1441-1501), Zahir ad-Din Muhammad Babur (1483-1530), Mohlaroyim Nodira (1792-1842) und Omar Chayyam (1048-1131) haben eine ungeheuer reiche Dichtkunst-Tradition und wurden in den Gesamtzyklus zum Ende der sinfonischen Fantasie durch die Sängerin Nodira Pirmatova vorgetragen.

Die ungewöhnlichen Klänge, scheinbar aus einer anderen Welt, rangen zum Ende des außergewöhnlichen Konzerts dem begeisterten Publikum minutenlange stehende Ovationen ab.

Christian Grosse

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