Vom 25. September bis 1. Oktober fand in Almaty das dritte Internationale Filmfestival „Eurasia“ statt. Es wurden über 70 Filme gezeigt und in unterschiedlichen Wettbewerben von einer internationalen Jury bewertet. Neben Volker Schlöndorff, dessen erfolgreichste Werke in einer Retrospektive angeschaut werden konnten, war auch der deutsche Regisseur Michael Hoffmann mit seinem Film „Eden“ auf dem Festival vertreten.

„Amerika den Tod!“, rief jemand aus den hinteren Reihen des großen Saals im Palast der Republik. Zum Auftakt des dritten Internationalen Filmfestivals „Eurasia“ in der ehemaligen kasachischen Hauptstadt Almaty wurde der englische Film „The Road To Guantanamo“ gezeigt und erregte hörbar das Gemüt eines Kinobesuchers. Der Streifen erzählt in dokumentarischer Weise das Schicksal englischer Jugendlicher pakistanischer und afghanischer Herkunft, die während der amerikanischen Angriffe auf Afghanistan in Kunduz verhaftet und vermeintlich unschuldig in Guantanamo Bay interniert werden.

Noch über 70 andere Filme konnten sich Kinoliebhaber auf dem Festival vom 25. September bis 1. Oktober in verschiedenen Kinos der Stadt anschauen. In unterschiedlichen Wettbewerben prämierte eine internationale Jury den besten Film, den besten Regisseur, den besten Schauspieler und die beste Schauspielerin mit dem Eurasia-Award und vergab zudem eine spezielle Juryauszeichnung.

Vor der filmischen Eröffnung gab es einen Empfang der Stars und Sternchen mit anschließender Show im gleichen Saal. Filmgrößen wie Steven Seagal oder der deutsche Regisseur Volker Schlöndorff schritten mit anderen europäischen und asiatischen Berühmtheiten über den roten Teppich und präsentierten sich der begeisterten einheimischen Menge in Almaty. Neben musikalischem Entertainment wurden die Jurymitglieder des Festivals vorgestellt und bereits Auszeichnungen verliehen. Unter anderem bekam der russische Regisseur Marlen Chuzijew einen Eurasia-Award für sein Lebenswerk.

Stars und Sternchen

Der kasachische Minister für Kultur und Information, Jermuchamet Jertysbajew, verlas ein Grußwort des Präsidenten Nursultan Nasarbajew und würdigte das Festival als wichtigste Veranstaltung des kulturellen Lebens in Kasachstan. „Dieses internationale Event fungiert als Brücke zwischen Filmemachern aus Ost und West und bekräftigt den Wunsch Kasachstans, seinen Platz in der internationalen Kulturlandschaft einzunehmen“, erklärte der Minister dem Publikum im Palast der Republik.

Auch die Organisatoren des größten kulturellen Ereignisses in Kasachstan betonten den internationalen Charakter. Die Kunstdirektorin des Filmfestivals, Gulnara Abikejewa, sieht diese Veranstaltung als Beitrag zum gegenseitigen Verständnis der Völker: „Wir glauben daran, dass nur der kulturelle Dialog Freundschaften zwischen Menschen verschiedenster Meinungen und Konfessionen aufbauen und bestärken kann.“

Kultureller Dialog

Dieses Jahr gab es zum ersten Mal neben dem eigentlichen Wettbewerb, in dem europäische und asiatische Filme gezeigt wurden, auch einen eigenen Wettbewerb für zentralasiatische Filme. Beiträge aus Kasachstan, Kirgisistan, Usbekistan und Tadschikistan wurden von einer hochkarätigen Jury nach unterschiedlichen Kriterien bewertet. „Die zentralasiatische Region war filmisch schon immer interessant“, meint einer der Jurymitglieder, der russische Kameramann, Drehbuchautor, Schauspieler und Musiker Pjotr Todorowski. „Ich freue mich auf meine Aufgabe.“

Auch ein deutscher Film wurde auf dem internationalen Kinofestival gezeigt. Die deutsch-schweizerische Koproduktion „Eden“ von Michael Hoffmann ist eine Geschichte über die Liebe und die Kunst des Kochens. Jugendidol Charlotte Roche spielt eine junge Mutter und Josef Ostendorf den dicken Meisterkoch Gregor, die sich durch die Wunderwelt des leiblichen Wohls näher kommen. Der Film erzählt eine dramatische Geschichte von unerfüllter Sehnsucht und tödlicher Eifersucht und hat dennoch ein Happy End.

Französisch-Kasachisch-Deutsche Koproduktion

Zudem konnte sich das Publikum auf eine Retrospektive der berühmtesten Werke des deutschen Regisseurs Volker Schlöndorff freuen. Außerhalb des Wettbewerbs hatte man die Gelegenheit, sich unter anderem seine Literaturverfilmung „Die Blechtrommel“ anzuschauen, die 1980 mit einem Oscar für den besten ausländischen Film ausgezeichnet wurde. Und Schlöndorff arbeitet bereits an einem neuen Projekt, eine französisch-kasachisch-deutsche Koproduktion, die in Kasachstan gedreht wird. In dem Streifen „Ulschan“ geht es um das Zusammentreffen von westlicher Moderne, verbunden mit Zivilisationsmüdigkeit, und zentralasiatischer Nomadenromantik – letztlich ein Film über die Liebe, eine weitere Brücke zwischen Ost und West.

Von Helmut Tiede

29/09/06

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