Übergriffe durch Rechtsradikale, und ein Amoklauf eines Jugendlichen in Berlin: Auch die deutschen Leitartikler machen sich Gedanken über das Bild Deutschlands in der Welt, wenige Tage vor der Fussballweltmeisterschaft.

HANDELSBLATT (Düsseldorf)

„Auch unter Marketing-Strategen hat sich herumgesprochen: Wer schlechte Nachrichten verschweigt, macht einen Fehler. Es gibt in unserem Land eben Zonen, die von rechtsradikalen Schlägerbanden ausländerfrei gehalten werden. Und wenn demnächst die ‚Welt zu Gast bei Freunden‘ sein soll, wäre es gut, wenn sie das weiß. Es ist ja nicht so, dass die Fans gleich welcher Hautfarbe auf dem Weg zum Stadion oder zum Hotel automatisch etwas zu befürchten hätten. Aber so viel Freundschaft muss schon sein, den dunkelhäutigen Brasilien-Fans rechtzeitig vor dem Endspiel mitzuteilen, welche S-Bahn-Linien sie besser meiden sollten.“

LANDESZEITUNG (Lüneburg)

„Absolute Sicherheit gibt es nicht, schon gar nicht bei Großveranstaltungen. Da genügt ein Verrückter in der Menge, um ein Blutbad anzurichten – wie der Messerstecher in Berlin bewiesen hat. (…) Zusätzlich angestachelt hat das Trauma von München: Ein zweites Mal will Deutschland einen Anschlag auf ein sportliches Großereignis nicht erleben – wie 1972 auf die Olympischen Sommerspiele. Trotz berechtigter Sicherheitsbedürfnisse muss sich das Land dennoch möglichst weit zurücknehmen. Sonst erscheint die Bundesrepublik der Weltöffentlichkeit als ein Polizeistaat, der sie nun wahrlich nicht ist.“

BRAUNSCHWEIGER ZEITUNG

„Natürlich könnten wir jetzt jede Straftat und jedes Unglück mit der Weltmeisterschaft in Verbindung bringen. Mit der vielzitierten ‚German Angst‘ wird es uns schon gelingen, die Freude auf das größte Sportereignis in Deutschland seit mehr als 30 Jahren zu vermiesen. Die Welt freut sich auf die WM – und wir machen uns in die Hosen! (…) Gefahren gehören zum Leben – ob mit oder ohne Fußball-WM.“

NEUE RUHR/NEUE RHEIN-ZEITUNG (Essen)

„Wir sind stolz auf die Fußball-WM in Deutschland – und auf unser Land. (…) Das jetzt wieder entdeckte Nationalgefühl erwächst nicht aus der triumphalen Erkenntnis, wir seien wieder wer. Bei allen Verwerfungen und Katastrophen unserer Geschichte – es gibt viel Großartiges und Liebenswertes in diesem Land. (…) Aber wir sind fixiert auf die Dinge, die nicht funktionieren. Wir klagen über Arbeitslosigkeit, Überalterung oder mangelnden Reformelan. Trotzdem beneiden uns andere um unsere Lebensumstände, Fähigkeiten und Traditionen.“

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