Wie schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe? Das eigene Universitätsgebäude hochmodern und kostenneutral für die Studierenden zu sanieren und gleichzeitig das Ansehen der Hochschule über die Stadt hinaus zu fördern?

Man schreibt den Umbau als „Leuchtturmprojekt“ aus, holt Politik, Wirtschaft und Kulturträger mit an Bord und stellt den Umbau als deutsches Vorzeigeprojekt in Zentralasien mit Vorbildcharakter für Energieeffizienz und Innovation in den Raum. Genau so hat es gerade der Rektor der Deutsch-Kasachischen Universität (DKU), Matthias Kramer, gemacht.
Ohne Zweifel ist Kramer daran interessiert, seinen Studenten nicht nur eine bessere Ausbildung und Qualifikation zu ermöglichen sowie die Lernatmosphäre und technische Ausstattung der Hochschule zu verbessern, indem er deutsche Hochtechnologie-Unternehmen darum konkurrieren lässt, wer die besseren, hochwertigeren und innovativeren Materialien zur Gebäudesanierung anbieten kann. Geschickt manövriert er seine Modellvorstellungen durch das unsichere Gewässer von Politik und Kapital. Die Frage, ob ein Abriss nicht vielleicht günstiger wäre, kontert er mit dem Hinweis auf den Erhalt alter Bausubstanz und damit Anwendungsmöglichkeiten in der Altbausanierung Almatys. Dass das Bundesumweltministerium, wie ein teilnehmender Ingenieur erklärt, nur Geld für Renovierungen á la Gebäudeenergieeffizienz zuschießt, nicht aber für einen Neubau, darf sich jeder selber denken.

Dabei ist dieser Leuchtturm in seiner Strahlkraft eine ausgesprochen Erfolg versprechende und bestimmt sinnvolle Idee. Das neue Gebäude der DKU stünde als überdimensionaler Messestand deutscher Exportprodukte mitten in Almaty, vollgestopft mit Hightech-Elementen aus allen Bereichen der Umwelttechnik wie Solarstromanlagen, Lüftungssystemen, Infrarot-Absorbern und Aerogel-Kügelchen. Da kommt manchem Seminarteilnehmer der Gedanke, ob es vielleicht manchmal sinnvoller wäre, nicht mit den überragenden, in Deutschland teilweise noch nicht problemlos integrierten Lösungen zu experimentieren, sondern sich auf, trotzdem sehr gute, aber eben nur Standardausrüstung zu beschränken. Immerhin muss jemand das Endprodukt auch warten und handhaben können, ohne, dass die ganze Zeit eine Kolonne deutscher Ingenieure zur Stelle ist. Auch so wäre der Lerneffekt riesig, das Einsparpotenzial enorm.

Sei es drum, Rektor Kramer ist bislang ein kleines Meisterstück gelungen. Wie er so treffend sagt, eine „Win-Win-Win“-Situation für die Volkswirtschaft, Firmen und Umwelt zweier Länder. So geschickt, wie er bisher bei der Vorstellung und Akquirierung interessierter Teilhaber vorgegangen ist, so bedacht und intelligent muss er bei der weiteren Umsetzung des DKU-Leuchtturms weitermachen, damit das Projekt die politischen, wirtschaftlichen und umweltschützenden Früchte tragen kann, die es verdient.

Von Thomas Düll

12/09/08

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