Vergangene Woche fand in Astana zum 14. Mal die Sitzung des Deutsch-Kasachischen Wirtschaftsrates für strategische Zusammenarbeit statt. Unter dem Motto „Neues Kasachstan – neue Möglichkeiten für die Zusammenarbeit“ wurden intensiv die zukünftigen Kooperationen im Bereich Energie, Logistik und Agrarwirtschaft diskutiert. Anwesend war neben Vertretern deutscher Firmen wie der Deutschen Bahn und Siemens Energy auch Yevgeniy Bolgert, Senatsabgeordneter, Mitglied des Vorstands des Wirtschaftsrates und Aufsichtsratsvorsitzender der Stiftung „Wiedergeburt“. Organisiert wurde die Sitzung vom Sekretariat des Deutsch-Kasachischen Wirtschafsrates und der Außenhandelskammer der Republik Kasachstan mit Unterstützung der Botschaft Kasachstans in Deutschland sowie dem Sponsor Siemens.

Der Botschafter der Republik Kasachstans in der Bundesrepublik Deutschland Nurlan Onzhanow betonte in seiner Begrüßungsrede die Wichtigkeit dieser Veranstaltung: „Bei einer Kooperation geht es immer um die Vorteile beider Parteien. Mit den aktuellen geopolitischen Verhältnissen rückt Kasachstan immer mehr in den Fokus Deutschlands und der gesamten EU. Das müssen wir in Zukunft beibehalten und die Zusammenarbeit intensivieren.“

Unverzichtbarer Partner für Energiewende

Als Basis für die vertiefte Zusammenarbeit werden die von Präsident Tokajew initiierten umfassenden Reformen gesehen. „Wir müssen Altlasten beseitigen, ein grundlegendes Vertrauen zwischen beiden Ländern schaffen und Kasachstan als‚ neu aufgestellt‘ ansehen“, hieß es in der Podiumsdiskussion. Die Deutsch-Kasachische Kooperation fokussiert sich auf Projekte für alternative Energiegewinnung, gleichzeitig sollen auch die logistischen Transportrouten für Öllieferungen deutlich verbessert werden.

Betont wurde auch die Rolle Kasachstans für Deutschland als unverzichtbarer Unterstützer bei dem Ziel, die Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen. Es werde eine „Open Map“ für deutsche Unternehmen garantiert, die vor der Entscheidung stehen, nach Kasachstan zu expandieren und vor Ort Zweigstellen zu eröffnen.

Großes Interesse am dualen Modell

Für die wirtschaftliche Entwicklung sind nicht zuletzt auch Bildung und Ausbildung von großer Bedeutung. Darum ging es im Anschluss bei der 37. Sitzung des Berliner Eurasischen Klubs in der Gulmiljow-Universität. Der Fachkräftemangel in Deutschland und die Anzahl an jungen Menschen in Kasachstan bieten auch hier die optimalen Bedingungen für eine verstärkte Zusammenarbeit.

Manfred Grundke, Mitglied des Präsidiums des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft e.V. wies auf die große Zahl offener Stellen in Deutschland hin. Vor allem im Bereich der Fahrzeug- und Elektrotechnik ist der Bedarf an ausgebildeten Fachkräften enorm. „Diese Berufe sind hochwichtig für die Energiewende“, so Grundke weiter. Seitens Kasachstans betonte der stellvertretende Außenminister Roman Wassilenko das große Interesse seines Landes am deutschen dualen Ausbildungsmodell. In diesem Bereich der praktischen Berufsausbildung engagieren sich in Kasachstan bereits der Landmaschinenhersteller CLAAS sowie der Hersteller für Tunnelvortriebsmaschinen Herrenknecht.

DKU: Weg von der reinen „Lernuniversität“

Kunanysh Jergalijew, der stellvertretende Minister für Forschung und Hochschulbildung der Republik Kasachstan, präsentierte den Teilnehmern die Ziele des neuen Konzepts der Hochschulbildung für Kasachstan bis 2029. Dabei sollen unter anderem mehr Institute ausländischer Universitäten in den Städten der Republik eröffnet werden. Ebenfalls setzt das neue Konzept auf mehr Zugänglichkeit zur Hochschulbildung, dabei sollen auch die Studiengebühren deutlich geringer werden, damit auf diese Weise die Eltern der Studierenden finanziell entlastet werden können. An der Paneldiskussion war neben Direktoren deutscher Hochschuleinrichtungen auch der Präsident der Deutsch-Kasachischen Universität in Almaty, Prof. Wolrad Rommel beteiligt. „Die DKU hat eine neue Strategie, wir wollen weg von dem Konzept einer reinen ‚Lernuniversität‘“, so Rommel. Die Universität plant, in Zukunft einen Fokus auf Ingenieurs- und Technologiewissenschaften zu legen. Dafür sollen Institute der DKU in den Regionen Ostkasachstans und in Aktau eröffnet werden. Er betonte die Wichtigkeit lokaler Firmen vor Ort, die dazu bereit sein müssten, nach dem Vorbild des deutschen Ausbildungsmodells Studierende bei der Praxiserfahrung zu unterstützen. Insgesamt beteiligten sich über 100 Vertreter aus Kasachstan und Deutschland an den beiden wichtigen Veranstaltungen.

Annabel Rosin

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