Auf Reisen findet man sich in den unterschiedlichsten Situationen wieder, als Tourist sticht man dabei schnell heraus. Das führt manchmal zu unvorhergesehenen Wendungen und spannenden Geschichten. Manchmal ist man aber auch einfach nur fehl am Platz.

Nach Termez zu kommen ist einfach. Bahn, Bus oder Sammeltaxi, irgendeine Mitfahrgelegenheit findet sich schon, so auch für mich. Auf der Hinfahrt machte ich da bereits eine positive Erfahrung, als mir ein hilfsbereiter Kumpel aus Samarkand einen Platz in einem Kleinwagen gen Süden vermittelte.

Nachdem ich ein faszinierendes Wochenende lang die reiche Geschichte der Gegend kennengelernt hatte, stellte sich nun die Frage der Rückreise nach Taschkent, an die ich während meines Aufenthaltes kaum gedacht hatte. Schließlich verfügt Termez über ein Busterminal, einen Bahnhof und einen eigenen Flughafen. Wie schwer sollte es da schon sein, spontan wieder abzureisen. Als ich dann jedoch einen Tag vorher von Schalter zu Schalter eilte, musste ich feststellen, dass alle Plätze für das jeweilige Transportmittel bereits vergeben waren. Selbst Flugtickets waren bereits ausverkauft – außer für die Businessclass. Zermürbt entschied ich mich schließlich für diese Option. Ich konnte ja nicht ewig in meinem Hotel bleiben, auch wenn Termez durchaus dazu einlud.

In Trainingsjacke unter Anzugträgern

Dabei war mir nicht bewusst, wer an dem Tag sonst noch so nach Taschkent fliegen sollte. Schon in den Tagen zuvor gab es überall in der Stadt Anzeichen für baldigen hohen Besuch. So wies mich ein Taxifahrer darauf hin, dass die Straßenkehrer heute Überstunden machten, und Mitarbeiter der Stadt entlang der Zufahrtsstraße zu Termez kleine Blumenbeete pflanzten. Grund hierfür sei, dass in der kommenden Woche der Präsident Usbekistans, Schawkat Mirsijojew, die Provinz Surxondaryo besuchen würde.

Doch schon diese Woche eilte ihm eine Delegation von Abgeordneten des Parlaments Usbekistans voraus, welche jedoch bereits vorher wieder zurückreisen würden – mit dem Flugzeug. Gemeinsam mit mir. Nur leider dauerte es viel zu lange, bis diese Neuigkeit sich auch mir erschloss. Es war spätabends, und da ich die letzten Stunden in der südusbekischen Hitze genutzt hatte, um zu Fuß noch ein paar letzte Sehenswürdigkeiten zu erkunden, hatte ich in der Businessclass eher Augen für kalte Getränke als für meine Mitreisenden.

Als wir kurz vor Mitternacht auf dem Rollfeld von Taschkent eintrafen, wurden die Passagiere von zwei fast gleich aussehenden Bussen abgeholt: einem für die Delegation, dem anderen für die restlichen Passagiere. Das Konzept begriff ich jedoch erst, als mir auffiel, dass in meinem Bus fast nur Menschen in Anzügen standen und mich mit verwunderten bis ablehnenden Blicken traktierten. Nach meinem Tag hätte der Kontrast nicht größer sein können: Zwischen all den Krawatten und Aktenkoffern stach ich, verschwitzt, sonnenverbrannt und mit durchgelaufenen Wanderstiefeln und staubiger Adidas-Trainingsjacke heraus. Als ich merkte, dass ich hier wohl fehl am Platze bin, rollte der Bus schon.

„Wer sind Sie überhaupt?“

Dass ich nicht so einfach aus der Situation herauskommen würde, bemerkte ich, als der Bus meine Mitreisenden und mich zu einem anderen Ausgang fuhr als den Rest der Passagiere, wo bereits ein offizielles Empfangskomitee wartete. Nur leider musste ich auch noch an mein Aufgabegepäck kommen – einen großen Wanderrucksack, und den würde ich hier wohl nicht finden. Ich wandte mich an eine der Personen aus dem Komitee mit der Frage, ob sie denn wüsste, wie ich von hier noch zur Gepäckausgabe komme. Darauf gab es die Gegenfrage, wer ich denn überhaupt sei.

Zum Glück fiel auch dem Flughafenpersonal auf, dass ich in den falschen Pulk geraten war. Ein Mitarbeiter brachte mich über den Vorplatz des Terminals schnell zum tatsächlichen Passagierterminal. Er klärte mich über meine prominenten Mitreisenden auf war über den Irrtum sehr belustigt. Inzwischen kann auch ich über das Erlebnis gut lachen, selbst wenn es mir immer noch ein wenig peinlich ist. Aber es ist auf jeden Fall eine gute Story zum Abschluss eines an Eindrücken reichen Aufenthaltes in Surxondaryo.

Daniel Adrian Styczynski

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