Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie fand der Tag der Deutschen Wirtschaft wieder im Begegnungsformat statt. Anwesend waren zahlreiche Vertreter Deutschlands und Kasachstans aus Politik und Wirtschaft. Im Fokus dieses Jahr: Die Folgen des Ukraine-Kriegs für Kasachstan und die hiesigen deutschen Unternehmen.

Seit dem Beginn des Kriegs in der Ukraine und der neuen westlichen Sanktionen gegen Russland ist die Region Zentralasien immer stärker in den internationalen Fokus gerückt. Besondere Aufmerksamkeit erfährt dabei Kasachstan, das aufgrund seiner geographischen Lage zwischen Europa, Russland und China außenpolitisch, aber auch handels- und wirtschaftspolitisch immer relevanter wird. Auch das Interesse deutscher Unternehmen am größten Land der Region ist folgerichtig gewachsen.

Wie wirken sich Krieg und Sanktionen auf die Kasachstan-Geschäfte deutscher Firmen aus? Welche Bedeutung kommt Kasachstan als Lieferant strategischer Rohstoffe zu? Und wie kann sich das Land als alternative Transitroute positionieren? Um diese Fragen ging es am Donnerstag auf dem 24. Tag der deutschen Wirtschaft in Kasachstan, organisiert von der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Zentralasien.

Mehr Miteinander trotz Covid und Krieg

An der Veranstaltung, die im Hotel Intercontinental stattfand, nahmen neben zahlreichen Vertretern in- und ausländischer Unternehmen auch diplomatische Vertreter Deutschlands und Kasachstans sowie Repräsentanten aus Verwaltungen, Verbänden und Zivilorganisationen teil. Hovsep Voskanyan führte als Vorsitzender des Verbands der Deutschen Wirtschaft in Kasachstan und Leiter der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Zentralasien durch das Programm.

Voskanyan würdigte das Engagement deutscher Unternehmen von Wilo über Stada bis hin zu DAX-Konzernen wie BASF, Linde oder Siemens in Kasachstan. „Das gestiegene Interesse der Wirtschaftsgemeinden aneinander manifestiert sich auch in der deutlichen höheren Frequenz an Wirtschaftsreisen und Veranstaltungen“, so Voskanyan in diesem Kontext. Zudem betonte der Delegierte der Deutschen Wirtschaft anerkennend, dass der Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen vor dem Hintergrund der vergangenen Corona-Pandemie und des aktuellen Kriegs in der Ukraine erfolgte.

Deutsche Botschafterin lobt Reformwillen

Von großen Erwartungen an jene Zusammenarbeit sprach der neue kasachische Botschafter in Deutschland, Nurlan Onzhanov. Der Diplomat verwies dabei auf das bereits in der ersten Jahreshälfte 2022 um 73 Prozent gestiegene Handelsvolumen beider Länder. Die Kooperation zeige sich jedoch nicht nur anhand von Zahlen, sondern auch konkreten Ereignissen wie dem Besuch der Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium, Ophelia Nick, im Juni. Onzhanovs Schlussfolgerung: „Die Zusammenarbeit mit Deutschland hat für Kasachstan einen strategischen Charakter.“

Die deutsche Botschafterin in Kasachstan Monika Iwersen lobte in ihrer Rede die multivektorale Außenpolitik Kasachstans, die viele Partner einbinde. Zudem dankte Iwersen der kasachischen Regierung für ihre „klare Haltung“ in Hinblick auf die Russland-Sanktionen, an deren Umgehung sich das Land nicht beteilige. Deutschland und Kasachstan eine das Bekenntnis zu den Grundsätzen der Charta der Vereinten Nationen. Die Botschafterin zeigte sich zudem „beeindruckt von den Reformen, die sich Kasachstan vorgenommen hat“. Zugleich sei Deutschland in Hinblick auf die Parlamentswahlen im kommenden Jahr „gespannt, wie sich der erklärte Wunsch nach mehr im Parlament vertretenen Parteien konkret in der Praxis verwirklicht sieht“.

Als weitere Redner traten unter anderem Serik Soltanbajew als Vertreter der Stadt Almaty und Michael Harms vom Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft auf. Harms unterstrich dabei die Bedeutung von Kasachstans Bestrebungen zu mehr Modernisierung und Diversifizierung, die Grundlagen der Zusammenarbeit mit Deutschland sehen. Großes Potential hierfür biete sich unter anderem im Agrarbereich sowie in der Logistikbranche, so der Verbandschef.

Im weiteren Tagesverlauf fanden eine Podiumsdiskussion sowie zwei Panels zu den aktuellen Schwerpunktthemen der deutsch-kasachischen Wirtschaftszusammenarbeit statt.

Christoph Strauch

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