Die Tourismus-Expertin Dagmar Schreiber hat viele Jahre in Kasachstan gelebt und kennt sich sehr gut aus in Kasachstan. Obwohl sie derzeit in Deutschland ist, verfolgt sie die neusten Entwicklungen ganz genau.

In den vergangenen Wochen berichteten die kasachischen Medien über die „neue Welle“ des Ökotourismus. Zum Beispiel schreibt das Portal „News.kz“, dass es notwendig sei, den Ökotourismus als Geschäftsmodell für jungen Tourismus zu entwickeln. Allerdings macht es mich hellhörig, dass in jedem Vorschlag über jungen Ökotourismus das Wort „Business“ vorkommt. Darum möchte ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ein paar Gedanken darüber mitteilen.

Was ist überhaupt Ökotourismus?

Dabei handelt es sich nicht einfach um Tourismus in der Natur, also Picknick, Lagerfeuer, Angeln. Es handelt sich auch nicht um den Verkauf von Natur zugunsten von ertragreichen touristischen Projekten. Streng genommen bedeutet Ökotourismus verantwortlicher Tourismus in Naturschutzgebieten, der die Umwelt und Bevölkerung schützt und das Wohlergehen der Bevölkerung verbessert.

Ist es überhaupt nötig, ein ökotouristisches Geschäft in Gang zu bringen?

Hier ist die Jugend schon weit voraus. Jugendliche gehen wandern und fahren Fahrrad und bewegen sich in der Natur, ohne sie zu zerstören. Die Jugendlichen in Kasachstan haben den internationalen Trend bereits geschnuppert und benehmen sich schon genauso wie Jugendliche in Deutschland und der Schweiz. An den Wochenenden wollen sie sich ohne Stress erholen. Besonders hier gibt es viel Stress. Wenn ich in die Berge gehe, wandere ich besonders gerne zu meinem Lieblingsort Kok-Schailau. Dort sehe ich viele junge Leute und das freut mich besonders. Sie verstehen, dass die Natur kuriert. Die Jugendlichen bewahren sie so, wie sie die Natur in Zukunft brauchen. Darum brauchen sie im Grunde auch kein touristisches Business, um wandern zu gehen, denn es gibt hier keine „goldene Jugend“. Jugendliche sparen jeden Tenge, sie haben andere Prioritäten. Zum Beispiel geben sie Geld für die Gründung einer eigenen Familie oder die eigene Bildung aus. Viele machen bereits kostengünstigen Urlaub und organisieren ihn sich, ohne viel Geld auszugeben. Es gibt bereits viele Erfindungen, wie zum Beispiel Hostels, couchsurfing und andere Netzwerke für Backpacker. Dies ist auf seine Weise auch Öko-Tourismus, nämlich ökonomischer Tourismus und das ganz ohne Business.

Ökotourismus muss aber in Gang kommen

Wenn etwas schon gut läuft, kann man es immer besser machen. Es ist möglich, die Bedingungen für den jungen (Öko)Tourismus zu verbessern, und nicht nur das. Wenn man zum Beispiel den jungen Leuten Angebote macht, vergünstigt mit dem Zug durchs Land zu reisen und wenn ihnen ein Netzwerk günstiger Jugendherbergen zur Verfügung steht, wie es sie zum Beispiel in Deutschland gibt, wird wohl kaum jemand auf eine Reise verzichten.

In Deutschland gibt es über 550 Jugendherbergen, die zum Trägerverein des Deutschen Jugendherbergsverbands gehören. Heute sind viele Jugendherbergen ähnlich organisiert wie ein Hotel. Viele Herbergen fördern die Idee des Ökotourismus. Die Jugendherbergen existieren nicht wegen des Geschäfts, sondern sind für die Jugend da, um Familien und Kindern Erholung zu ermöglichen und den richtigen Umgang mit der Natur zu lernen.

Der junge Ökotourismus muss in erster Linie für die eigene Jugend in Gang gebracht werden. Er ist ein wichtiges Sozialprojekt. Zuerst muss man es sich überlegen, ein attraktives Produkt für die Kasachstaner zu schaffen. Kinder sollen auf Exkursionen geschickt werden, sie sollen ihre Freizeit in Ferienlagern verbringen. Trotz der Krise ist Kasachstan ein reiches Land und kann sich leisten, solche Projekte zu realisieren. Wenn an jedem Ort eine solche Jugendherberge geben würde, dann würde auch der Arbeitsmarkt angekurbelt, denn es würden damit um die 2000 Arbeitsplätze entstehen. Arbeitsplätze zu schaffen – das ist wichtiger als „Business“. Wenn ein solches Projekt erfolgreich ist, kann man über ein Vorrücken auf internationalem Niveau nachdenken.

Übersetzung Dominik Vorhölter

Von Dagmar Schreiber

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