Russen und Kasachen bilden einen gemeinsamen Staat, aber bilden sie auch eine Gemeinschaft? Dieser Frage will eine junge Hochschulabsolventin künstlerisch auf den Grund gehen. Ihr Fotowettbewerb soll jungen Menschen eine Plattform geben, um ihre ganz persönliche Meinung zu diesem Thema auszudrücken.

„Ich will das Thema der kasachisch-russischen Beziehungen populär machen”, sagt Maria Makarowa. Sie ist Projektkoordinatorin des Fotowettbewerbs „Im Fokus: Kasachisch-Russisches Zusammenleben”, der Mitte November beginnt. Bis zum 15. Februar 2005 können Hobbyfotografen Bilder einsenden, die sich mit dem Zusammenleben von Russen und Kasachen beschäftigen. „Der Wettbewerb soll die Bewohner Kasachstans an einen Tisch bringen, sie dazu anhalten, über ihre gegenseitigen Beziehungen nachzudenken”, erklärt Makarowa. Bei einem Sommerseminar des Theodor-Heuss-Kollegs in Hinterbrühl in Österreich zum Thema „Last der Verantwortung – Lust an Verantwortung” sei ihr die Idee gekommen, das Verständnis zwischen den Kulturen mithilfe eines Fotowettbewerbs zu verbessern. Sie sei schon gespannt, auf welche Weise die Teilnehmer an das Thema herangehen werden, der Motivwahl seien keine Grenzen gesetzt, gibt sie den Einsendern freie Hand.

Toleranz zwischen den Kulturen

Maria Makarowa hat viele Kasachen in ihrem Freundeskreis. „Aber ich sehe auch, wie sich Russen und Kasachen auf der Straße beschimpfen. Es gibt Probleme im Zusammenleben”, sagt die 22-jährige. Im nächsten Jahr feiere man 15 Jahre Zusammenarbeit mit Russland, doch die 150 Jahre Zusammenleben von Kasachen und Russen seien viel wichtiger, erklärt Maria. Die junge Frau stammt selbst aus einer multikulturellen Familie, ihr Vater ist Tatare, die Mutter Russin. Dieses Jahr hat sie an der Deutsch-Kasachischen Universität ihr Studium der Internationalen Beziehungen abgeschlossen und unterrichtet jetzt dort. „Ich finde es schön, wenn mehrere Kulturen aufeinandertreffen, es ist interessant zu sehen, wie sich das gemeinsame Leben gestaltet, die Kommunikation funktioniert”, erzählt Maria, die sehr gut kasachisch spricht. Deshalb investiere sie nun ihre Energie neben der eigentlichen Arbeit in dieses Projekt. Der Fotowettbewerb soll das Interesse für die Beziehungen zwischen den zwei Gesellschaften in Kasachstan wecken, und die Toleranz zwischen den unterschiedlichen Kulturen fördern. Russen seien mehr europäisch orientiert, Kasachen orientalisch. Das berge viel Konfliktpotenzial, und man müsse sich damit auseinandersetzen, führt sie aus. Sie wolle jungen Künstlern und Hobbyfotografen eine Möglichkeit bieten, ihre eigene Sichtweise öffentlich zu machen. „Das Medium eines Fotowettbewerbs habe ich auch deshalb gewählt, weil es einfach ist, sich daran zu beteiligen. Das Verschicken eines Fotos per E-Mail kostet nicht viel, und man kann es aus ganz Kasachstan bequem versenden. Es sollen möglichst viele mitmachen”, sagt Makarowa.

Treffen der Kulturen als Chance

Ihre eigenen interkulturellen Erfahrungen waren bisher immer gut. Während der Vorbereitung des Projektes besuchte sie Seminare des von der deutschen Robert-Bosch-Stiftung finanzierten Theodor-Heuss-Kollegs in Österreich und Georgien. „Die Menschen dort waren unglaublich freundlich, fast wie eine Familie. Ich habe dort sehr viel gearbeitet, mich aber trotzdem richtig erholt gefühlt am Ende”, erzählt sie mit Begeisterung. Durch das Theodor-Heuss-Kolleg habe sie die Möglichkeit bekommen, zu reisen und „romantische Plätze” in Europa kennenzulernen. Sie habe bei dieser Arbeit auch viel über sich gelernt. „Ich habe mich mit neuen Menschen vorher immer ein wenig unsicher gefühlt, durch die Seminare konnte ich diese Unsicherheit schrittweise überwinden”, erklärt Maria. Die Beschäftigung mit solchen gesellschaftspolitischen Themen könne sich sehr positiv auswirken, die Jugend müsse sich nur damit auseinandersetzen und anfangen, ihre eigene Geschichte des gesellschaftlichen Zusammenlebens zu erforschen. Der Fotowettbewerb soll dazu beitragen.

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Fotowettbewerb „Im Fokus: Kasachisch-Russisches Zusammenleben“

Vom 15. Nobember bis zum 15. Februar haben junge Menschen zwischen 16 und 30 Jahren die Möglichkeit, ihre Bilder einzuschicken. Der Wettbewerb trägt den Titel „Im Fokus: Kasachisch-Russisches Zusammenleben”. Die Fotos sollten sich innovativ und kreativ mit dem Zusammenleben der russischen und kasachischen Bevölkerung auseinandersetzen. Der Form sind dabei keine Grenzen gesetzt. Ein kurzes E-Mail mit Informationen über den Fotografen und seine Beweggründe sollte gemeinsam mit den Bildern eingeschickt werden. 50 Fotos wählt eine fünfköpfige Jury aus und präsentiert sie in einer Austellung ab dem 3. April 2006 in der Deutsch-Kasachischen Universität. Die Fotos werden am Ende der Ausstellung am 23. April 2006 nochmals bewertet und die fünf besten prämiert. Bis zum 15. Februar 2006 müssen die Fotos per E-Mail an fokus_almaty@theodor-heuss-kolleg.de eingesendet werden.

11/11/05

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