Rita Sanders (35) ist Doktorandin beim Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung. Sie lebte von Oktober 2006 bis Oktober 2007 in verschiedenen Gastfamilien im kasachischen Oblastzentrum Taldykorgan. Die Ethnologin hat dort die Identität der deutschen Minderheit in Kasachstan erforscht. In ihrem Jahr in Taldykorgan hat sie mehr als 150 Interviews mit Russlanddeutschen und Angehörigen anderer ethnischer Gruppen geführt.

Frau Sanders, charakterisieren Sie Kasachstan bitte mit drei Worten.

Weit, sich rasch verändernd, selbstbewusst

Sie haben ein Jahr in der kasachischen Provinz gelebt, waren aber auch von Zeit zu Zeit in Almaty. Welche Unterschiede gibt es zwischen dem Leben in der Millionenstadt Almaty und dem Leben in Taldykorgan?

Die Unterschiede sind sehr groß, wesentlich größer als zum Beispiel in Deutschland. Dabei geht es nicht nur um die konkreten Lebensumstände wie fließendes Wasser und Heizung, sondern vielleicht in noch größerem Maße um eine andere Lebensweise. So scheint mir zum Beispiel die Bedeutung der Familie auf dem Lande wesentlich größer zu sein.

Was unterscheidet die Lebensweise der Deutschen in Kasachstan von den Lebensweisen anderer Ethnien im Land?

Im Großen und Ganzen leben die verschiedenen ethnischen Gruppen in Taldykorgan sehr ähnlich. Was die Deutschen von anderen unterscheidet ist die Tatsache, dass die meisten von ihnen Verwandte in Deutschland haben. Von daher sind sie zumeist gut über Deutschland informiert und für einige wirkt sich dies natürlich auch materiell aus. Darüber hinaus sind viele von ihnen stolz darauf, Deutsche zu sein, wobei sie betonen, dass sich Deutsche durch Pünktlichkeit, Fleiß und Verlässlichkeit auszeichnen.

Was haben Sie während Ihres Aufenthaltes in Kasachstan erreicht?

Ich habe einen umfassenden Einblick in das Leben und Zusammenleben der verschiedenen ethnischen Gruppen in einer kasachischen Kleinstadt erhalten. Ich konnte unzählige, sehr interessante Gespräche führen und bin den Menschen sehr nahe gekommen.

Was nehmen Sie mit?

Die vielen Geschichten der Menschen aus Taldykorgan.

Was lassen Sie zurück?

Die Angst vor dem Unbekannten.

Wohin geht es als Nächstes?

Als Nächstes geht es nach Halle in Sachsen-Anhalt, zum Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung, wo ich mein gesammeltes Material nun auswerten werde.

Kommen Sie noch einmal zurück nach Kasachstan?

Ich komme bestimmt wieder, das weiß ich! Nur wann und warum, das kann ich noch nicht sagen.

02/11/07

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