Wer sich diese Woche ins Rheingebiet begibt, findet sich plötzlich zwischen verkleideten Menschen wieder, es regnet Süßigkeiten bei den Straßenumzügen, und die Luft ist erfüllt von Alaaf! oder Helau! – Rufen: die fünfte Jahreszeit hat begonnen. Doch warum feiern wir eigentlich Karneval und was hat es mit den verschiedenen Bezeichnungen für dieses Fest auf sich?

Ob Fasching, Karneval, Fastnacht oder die fünfte Jahreszeit, gemeint ist das gleiche fröhliche Fest, das ganze Städte in Deutschland fast eine Woche lang in den Ausnahmezustand versetzt. Je nach Region werden Rathäuser gestürmt und Männern die Krawatten abgeschnitten, werden rauschende Straßenumzüge veranstaltet und fröhliche Karnevalssitzungen abgehalten. Während der Veranstaltungen sind die Menschen fantasievoll verkleidet und werden von Rednern mit Witzen über die Politiker und anderen in der Öffentlichkeit stehenden Personen unterhalten. Allerdings handelt es sich bei diesen sogenannten Büttenreden nicht selten um rhetorisch ausgefeilte Wortspiele. Sie haben ihre Wurzeln vermutlich in einer Tradition der alten Römer, bei der sich die Sklaven einen Tag lang ungestraft über ihre Herren lustig machen durften. Auch bei den Paraden am Rosenmontag sind bekannte Gesichter in Form von parodierenden Masken allgegenwärtig. Zwar verbreitet sich seit den 1990er Jahren der Karneval in ganz Deutschland, doch sind es noch immer die Städte Köln und Mainz im Rheingebiet, die um das Vorrecht als Hauptstadt des Karnevals beziehungsweise der Fastnacht kämpfen.

Zeitpunkt und Dauer

Auch wenn sich die Bezeichnungen und die genauen Traditionen regional stark unterscheiden, findet das Fest in ganz Deutschland zum gleichen Zeitpunkt statt. Dieses Jahr wird Karneval in Deutschland vom 16. bis zum 22. Februar gefeiert. Eingeläutet wird die Karnevalszeit jedes Jahr schon am 11.11. um 11 Uhr 11. Dieser Moment ist aus verschiedenen Gründen eng mit der Faschingszeit verbunden, zum Beispiel galt die Zahl elf früher als eine Zahl der Narren. Dieser Tag stellt allerdings eher den Startpunkt der Vorbereitungen für die Festivitäten dar. Die Karnevals- oder auch Prunksitzungen finden nicht vor dem 6. Januar (Dreikönigstag) statt. Der Höhepunkt des Karnevals sind die Tage von einem Donnerstag, Weiberfastnacht genannt, bis zum Vorabend von Aschermittwoch. Somit ist also der Zeitpunkt des Karnevals immer von Ostern abhängig, denn der Aschermittwoch ist der Mittwoch vor dem sechsten Sonntag vor Ostern.

Wortursprung und Geschichte

Der exakte Ursprung des Fests ist allerdings nicht genau überliefert. Die Bezeichnungen könnten ein Anhaltspunkt für Herkunft und Wurzeln sein, doch selbst darüber herrscht noch Unklarheit. Fastnacht, wie der Karneval in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland beispielsweise bezeichnet wird, leitet sich wahrscheinlich aus dem Althochdeutschen ab und bezeichnet den Vorabend der Fastenzeit. Das Wort Karneval hingegen ist vermutlich lateinischer Herkunft und bedeutet so viel wie Abschied vom Fleisch. Besonders im Rheingebiet wird fast ausschließlich von Karneval gesprochen. Der Begriff Fasching, der besonders im bayrischen Raum, in Unterfranken sowie in Sachsen und Brandenburg verwendet wird, leitet sich von einer mittelhochdeutschen Bezeichnung für einen Ausschank eines Fastentrunks ab. Die Begriffe legen also nahe, dass es sich um ein Fest katholischen Ursprungs handelt. Erste Belege hierfür gehen bis in das 12. Jahrhundert zurück. Demzufolge stellte Karneval oder eben Fasching besonders früher, als während der vierzig Tage vor Ostern streng auf Fleisch verzichtet wurde, ein Fest dar, das als Vorbereitung für die darauffolgende Fastenzeit diente. Nach der Reformation und der Abschaffung der Fastenzeit verschwand der Brauch aus vielen Gegenden. Daher war der Karneval bis vor etwa zwanzig Jahren fast ausschließlich in katholischen Gegenden Deutschlands vertreten, bevor er sich während der letzten Jahrzehnte auf weitere Teile Deutschlands ausdehnte. Der große Einfluss der katholischen Kirche in Europa und ihre Missionarsarbeit auf anderen Kontinenten trugen dazu bei, dass sich der Karnevalsbrauch in der ganzen Welt verbreitete. Im amerikanischen New Orleans beispielsweise, wird auch heute noch mardi gras (französisch für fetter Dienstag) gefeiert. Der Name steht auch im Zusammenhang mit den traditionellen Speisen des Karnevals. Da die Fastenzeit bevorstand, wurden während der Feste insbesondere fettige Gerichte verzehrt; noch heute beliebt sind in Fett ausgebackene Krapfen und Kuchen. Neben einem christlichen Ursprung werden auch germanische Wurzeln vermutet. Die Germanen feierten ein rauschendes Frühlingsfest und versuchten mit angsteinflößenden Verkleidungen den Winter und seine Geister davonzujagen. Mit dem wachsenden Einfluss der Kirche wurde das Fest später umgedeutet, denn die Geister, an die die Germanen glaubten, kamen in der Bibel nicht vor. Nach dem Willen der Kirche war es nun erklärtes Ziel, den Teufel zu vertreiben. Besonders in Südwestdeutschland, zum Beispiel in Freiburg, gibt es auch heute noch Gemeinden, die auf eine lange, vorchristliche Geschichte ihrer Fastnacht zurückblicken. Bei dem Karneval in Köln, der Ursprungsstadt der heute üblichen Straßenumzüge, hingegen, handelt es sich um eine Neugründung des Festes, die im 19. Jahrhundert stattfand.

Quellen: wasistwas.de, faschingskoenig.de, kirchenweb.at, helles-koepfchen.de, wikipedia.org

Von Melanie Frank

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