Der frühere BTA-Bank-Chef Roman Solodschenko soll laut Ferghana.ru Kasachstan mit seiner Familie verlassen haben. In Interviews mit KazTAG und Asattyk Radio erklärte er, nicht länger an der Teilung der Bank mitwirken zu wollen. Mittlerweile steht Solodschenko neben einer Reihe von früheren BTA-Managern unter Anklage.

/Bild: Ulrich Steffen Eck. ‚Zu lange im Dunkeln: Derzeit bringen die Buchprüfer bei der BTA-Bank neben finanziellen auch allerlei moralische Defizite ans Tageslicht.’/

Roman Solodschenko äußerte in einem Interview mit KazTAG, dass die staatliche Übernahme von Anteilen der BTA-Bank „zwei fundamentale Prinzipien“ verletzen würde: „Glaubwürdigkeit und Vertrauen“. Der Anteilserwerb durch die Regierung sei weder mit den Aktionären noch mit den Kunden diskutiert worden. Dafür würden weder der Staat, noch das Team der Bank Vertrauen ernten. Im Ergebnis habe die Liquidität der Bank erheblich gelitten. Die Investoren hätten ihre Einlagen zurückgezogen, während sich die Kreditnehmer weigern würden, ihre Verbindlichkeiten zu zahlen.

Ursprünglich – noch vor dem Einstieg des Staates – hatte die BTA-Bank von der Regierung 400 Millionen Dollar zur Befriedigung von Forderungen verlangt. Nach dem Regierungscoup seien 1,7 Milliarden Dollar „in die Bank gepumpt“ worden. Während der ersten Folgewoche sei eine Milliarde darauf verwandt worden, Kundenguthaben auszuzahlen. In diesem Moment sei klar geworden, dass 1,7 Milliarden nicht ausreichen würden, die Bank zu retten. Nachdem das Bild klar geworden sei, habe man begonnen, nach den Verantwortlichen zu suchen. „Ich glaube, das war die Basis für den Beginn juristischer Untersuchungen“, sagte Solodschenko.
Dem Ex-BTA-Chef zufolge nähert sich die Höhe des staatlichen Engagements in der Bank der 3-Milliarden-Dollar-Grenze. Nichtsdestotrotz sei es bislang nicht gelungen, die „negativen Prozesse“ zu stoppen. Lediglich der „Ausgaben-Baum“ würde weiter wachsen. Das Gerücht von einer möglichen Übernahme der BTA durch die russische Sberbank bliebe bis Mitte April ungewiss, da die Sberbank vor dem Erhalt der Bilanzprüfung keine Entscheidung treffen könne, und der sei eben erst dann zu erwarten.

BTA befände sich auf direktem Weg „von einer privaten Bank zu einer Staatsagentur“, meint Solodschenko. Wie praktisch jede staatliche Organisation würde die Bank nicht länger „für Effizienz und im Interesse der Aktionäre arbeiten, sondern für die Belange der Organisation selbst“, wie beispielsweise die Karriereinteressen derer, die die Entscheidung zur Verstaatlichung getroffen haben. Die investierten Summen würden in ihrem Umfang alle jemals vom Staat gegenüber einem Geldinstitut getätigten Hilfen überschreiten.

Luxusflüge für Effizienz und Aktionärsinteressen?

Die negativen Trends würden ihren Lauf in der Suche nach weiteren Sündenböcken nehmen, denen die Verantwortung für die Verluste aufgebürdet würde, „denn unser System ist jetzt so eingestellt, dass sich jede beliebige Person schuldig machen kann“, so Solodschenko. Es sei sehr wahrscheinlich, dass das alte Team für alle Irrtümer und Summen verantwortlich gemacht wird, die derzeit begangen beziehungsweise investiert würden.

In seinem Interview zeigte sich Roman Solodschenko bemüht, die Reputation der neuen BTA-Bank-Manager zu unterstreichen. Er zeigte sich allerdings pessimistisch gegenüber den Möglichkeiten der Bank, ihre Verbindlichkeiten zu begleichen.

„Ich glaube, die Situation wird recht bald zu folgenden Konsequenzen führen“, zitiert Interfax den Ex-Banker. „Entweder werden die vom Staat aufgewandten Summen die Kapazität der Staatsfinanzen überschreiten, oder die Lage wird die Geduld des Präsidenten überstrapazieren, der dann anordnen wird, die Bank nicht weiter zu stützen, sondern stattdessen zu schließen. Beide Fälle bedeuten das Ende der Bank.“

Roman Solodschenko war offiziell bis 21. März 2009 im Amt. Mittlerweile steht er unter Anklage der Beteiligung am Diebstahl. Die Nachrichtenagentur KazTag zitiert am 24. März hierzu den Assistenten des Generalstaatsanwaltes, Saken Bitschsangalijew: „Es wurde festgestellt, dass vom 1. März 2007 bis zum 1. März 2008 zwischen der BTA-Bank in Person von Roman Solodschenko und der Fluggesellschaft „Excellent Glide“ ein Vertrag über Flugdienstleistungen gegenüber BTA-Mitarbeitern im Zusammenhang mit Dienstreisen abgeschlossen wurde. Diesem Vertrag zufolge zahlte BTA der Fluggesellschaft eine garantierte monatliche Mindestsumme von 9.360.000 Tenge. Darüber hinaus zahlte die Bank Kosten für die „Nutzung von Luftfahrzeugen“ pro Kalendertag.“ Bitschsangalijew zufolge seien während der vergangenen zwei Jahre von BTA etwa 13 Millionen Dollar zugunsten von „Excellent Glide“ aufgewandt worden. „Dabei muss angemerkt werden, dass diese Summe faktisch nur für Flugdienstleistungen an Muchtar Abljasow und seiner näheren Umgebung – so seiner Frau – aufgewandt worden ist“, unterstrich Bitschsangalijew.

Muchtar Abljasow, bis Anfang Februar Aufsichtsratsvorsitzender bei BTA, steht nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft mit sechs seiner „Helfershelfer“ mittlerweile unter der Anklage der Geldwäsche.

Der staatliche Fonds Samruk Kasyna hatte am zweiten Februar die Kontrolle über die BTA-Bank übernommen. Die Führung der kasachischen Nationalbank hatte die Gefahr der Zahlungsunfähigkeit des Geldhauses zur Begründung für diesen Schritt angeführt. Der BTA-Aufsichtsratsvorsitzende Muchtar Abljasow und der stellvertretende Vorstandschef Schaksylyk Scharimbetow waren von ihren Pflichten entbunden und Roman Solodschenko vom Chef zum stellvertretenden Vorstandschef degradiert worden. Die Stelle Solodschenkos war durch den früheren Nationalbankchef Anwar Saidenow besetzt worden. (Interfax, Kazakhstan Today, KazTag, Ferghana.ru)

Von Ulrich Steffen Eck

27/03/09

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