Mit fast 80 Jahren hat Literaturnobelpreisträger Günter Grass sein Schweigen gebrochen: Ende des Zweiten Weltkrieges sei er Mitglied der Waffen-SS gewesen, offenbarte Grass in einem Interview der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Das späte Bekenntnis hat gemischte Reaktionen ausgelöst – auch in den Kommentaren der deutschen Tagespresse. Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG aus München wirft Grass einen Vertrauensbruch vor: „Er hat die ganze Öffentlichkeit getäuscht. Nicht weil er zu viel geschwiegen hätte, sondern weil er zu viel sprach. Zu allem und jedem hatte der schnurrbärtige Praeceptor Germaniae etwas zu sagen – nur nicht dazu, dass er selbst, die Uniform Himmlers und Heydrichs trug. Ja, dieser Vergleich ist polemisch und ungerecht gegenüber den vielen sehr Jungen, die damals nolens volens zur Waffen-SS kamen. Aber einer, der so lang, so häufig und oft zu Recht die Klarheit des Denkens und Redens eingefordert hat, der hätte nicht stumm bleiben dürfen über diesen Teil seiner Biografie.”

Im Düsseldorfer HANDELSBLATT heißt es dazu: „Auch wenn Grass bleibende Verdienste in der Debatte um Krieg und Vertreibung hat: Als moralische Autorität hat er sich selbst vom Sockel gestoßen. Grass erweist sich mal wieder als Marketingtalent. Der Auftritt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wirkt wie die Ouvertüre zur Kampagne für sein neues Erinnerungsbuch „Beim Häuten der Zwiebel“. Rechtzeitig vor der Buchmesse wird die Werbetrommel für den im September erscheinenden Band gerührt.”

Die STUTTGARTER ZEITUNG sieht es anders: „Jetzt fallen sie über Grass her. Sein enttäuschter Biograph Michael Jürgs spricht vom Ende einer moralischen Instanz, und auch andere sagen, er habe sein politisch-moralisches Lebenswerk entwertet. Das geht entschieden zu weit. Hier wird so getan, als sei Grass nun als NS-Verbrecher entlarvt. Seine politische Einmischung, seine Sorge um die Entwicklung der Republik bleibt richtig. Nein, das Problem liegt tiefer: Die Sache mit der SS muss immer in ihm rumort haben. Um sie zu überspielen, hat Grass sich zu Fehleinschätzungen und übertriebenen Reaktionen hinreißen lassen.”

Die BRAUNSCHWEIGER ZEITUNG urteilt: „Grass hat viel politischen Unsinn geredet – etwa als Wahlkämpfer oder Zweifler an der deutschen Vereinigung. Dennoch ist er ein großer Dichter. Die späte Erinnerung an seine SS-Mitgliedschaft demonstriert geradezu, wie wenig uns das politische Urteil der Dichter erregen sollte. Deswegen bleiben wir besser gelassen und lesen Grass – seine großen Werke wie `Die Blechtrommel´ oder `Im Krebsgang´ – statt der tagespolitischen Aufgeregtheiten und moralischen Arroganz.”
 
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Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Union sind in der Wählergunst kräftig abgesackt. Einer ‘Forsa’-Umfrage zufolge landete die CDU/CSU wieder auf ihrem Jahrestief von 31 Prozent und lag nur noch einen Punkt vor der SPD, die sie zu Jahresbeginn um bis zu 14 Punkte überragt hatte.
 
OFFENBURGER TAGEBLATT
„Die große Koalition ist unbeliebt, wer bräuchte da noch eine Umfrage, um diesen Eindruck zu bestätigen? Die SPD dümpelt seit Monaten bei um die 30 Prozent, nun ist auch die Union dort angekommen. Was am Aktienmarkt der `Penny stock’ also die Aktie, die fast keinen Wert hat, ist in der deutschen Politik die Berliner Regierungskoalition. Immer mehr Menschen trauen dem Debattierclub um Angela Merkel immer weniger zu. Die Schwarzen und die Roten müssen sich nicht wundern.”
 

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