Politiker aller Parteien in Deutschland äußern sich wegen der Proteste in der arabischen Welt gegen die Mohammed-Karikaturen besorgt über eine Eskalation. Auch die deutsche Tagespresse analysiert das außenpolitische Dilemma:

SÜDDEUTSCHE ZEITUNG (München)

Aus den anstößigen Karikaturen lässt sich ein Strohfeuer machen, um das Ahmadinedschads Gefolgsleute und sunnitische Extremisten in der islamischen Welt einige Runden gemeinsam tanzen können. Aber es wird die Iraner nicht lange wärmen, so wie es für die Araber keinen Sinn hätte, sich wegen der Alleingänge Teherans die Finger zu verbrennen – weder in der Atomfrage noch als Mitstreiter für eine eventuelle Holocaust-Konferenz. Insgeheim mögen viele Araber so denken wie der iranische Präsident. Doch das wird ihm nicht lange nützen.

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG: (Frankfurt)

Der staatliche Boykott dänischer Waren bedeutet eine Eskalation, weil erstens die Brüsseler Kommission im Interesse der Beruhigung zuvor vor einem solchen Schritt gewarnt hatte. Und weil zweitens Iran in Richtung Europäische Union ein Signal der Einschüchterung sendet: Seht her, so ergeht es dem, der tut, was uns mißfällt. Dass europäische Politiker angesichts der Proteste zu Mäßigung und Dialog aufrufen, ist natürlich richtig.Aber was ist, wenn der Aufruf zur Mäßigung ungehört verhallt?

OSTSEE-ZEITUNG (Rostock)

Der Aufruf, die millionenfache Vernichtung der Juden zu karikieren, ist so provozierend wie widerlich. Überraschend ist er keineswegs. Schließlich erscheint „Hamschari” in einem Land, dessen Staatsoberhaupt bereits mehrfach zur Auslöschung Israels oder wenigstens dessen Verlegung nach Europa aufgerufen hat. Mahmud Ahmadinedschad hat überdies für den Herbst Holocaust-Leugner aus aller Welt zur Konferenz nach Teheran eingeladen. Mit ihrem Judenhass will und kann die iranische Staatsführung offenbar nicht nur daheim, sondern auch in der arabischen Welt Sympathien sammeln. Hinter den inszenierten Krawallen und Kränkungen steckt Kalkül. Während das arabische Regime und der Iran damit den Frust der Massen ventilieren, kann Teheran im Getöse klammheimlich weiter an der Atombombe basteln.

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