In Berlin haben rund 1.500 Menschen gegen das militärische Vorgehen Israels in Gaza protestiert. Die angemeldete friedliche Demonstration wurde von einem großen Polizeiaufgebot begleitet. Unsere Korrespondentin Chinara Harjehusen war dabei und berichtet für die DAZ aus Berlin.

In vielen europäischen Städten bekunden Araber, Muslime und Europäer ihren Unmut gegenüber dem militärischen Vorgehen des Staates Israel im Gaza-Streifen. Auch in der deutschen Hauptstadt Berlin fanden vergangene Woche Demonstrationen gegen Israels Gaza-Politik statt, begleitet von einem gewaltigen Sicherheitsaufgebot. Es durften keine judenfeindlichen Parolen gegrölt werden. Zu der Demonstration waren rund 1.500 Menschen angemeldet.

Demo durch ganz Berlin

Letzten Samstag war ich in der Lage, persönlich zu beobachten, wie in Berlin Arabern, Türken und Deutsche zu einer friedlichen Demonstration auf die Straße gingen. Die Protestaktion begann an zwei zentralen Punkten. Eine Gruppe der Demonstranten traf sich am Bahnhof Zoo, eine weitere am Kotbusser Tor. Von Dort zogen sie jeweils zum Potsdamer Platz, wo die Demo endete.

Nach Radioberichten zufolge sollte die Demo auf dem Alexanderplatz beginnen. Also bin ich dorthin gegenangen. Dort waren aber weit und breit keine Demonstranten zu sehen außer Berliner und Touristen, die über den Platz flanierten, vorbei an den Kiosken und Verkaufsständen. An einem Stehtisch vor einer Bude standen zwei junge Frauen. Sie trug typische muslimische Kleidung und ein Kopftuch. Wir kamen ins Gespräch.

Es stellte sich heraus, dass die eine Palästinenserin und die andere eine Marokkanerin war. Ich fragte die Palästinenserin, was sie in Berlin mache. Sie antwortete, dass ihre Eltern sind Flüchtlinge aus Palästina seien und ihre Familie schon seit vielen Jahren in Berlin lebe.

Große muslimische Diaspora

Die Demo gegen die Politik Israels wurde von der Polizei begleitet. | Bild: Chinara Harjehusen

Die deutsche Hauptstadt ist nach Angaben des Berliner Senates für Integration und Migration die Heimat von etwa 30.000 Flüchtlingen. Außerdem existiert hier einer der größten muslimischen Diaspora in Deutschland.

Ich fragte sie, welche Partei die die asylsuchenden Palästinenser gewöhnlich wählen würden, die mit der Zeit die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten haben. Die junge Frau antwortete, dass diejenigen Palästinenser, die eine deutsche Staatsbürgerschaft haben, zu einer sozialdemokratischen Gesinnung neigen.

Judenfeindliche Losungen waren verboten

Zum Abend habe ich nochmals das Stadtzentrum aufgesucht, die Straßen, in denen die Demonstration gerade vorbeizog. Dieses Mal ausgerüstet mit einer Fotokamera. Schon in der Unterführung der U-Bahnstation „Kochstraße“ waren die lauten Rufe der Demonstranten von der Straße aus zu hören. Direkt vor dem U-Bahneingang hatte sich eine Menschenmenge angesammelt. Der Strom der Demonstranten zog gerade vorbei. Alte und junge Menschen, auch viele Kinder und Menschen in Rollstühlen waren darunter. Sie wurden eingeschlossen von einem Konvoi Polizisten, die die friedliche Demonstration überwachten. Unter den Demonstranten waren viele Türken und Araber, die unterschiedliche Losungen skandierten. Pauschale Beschimpfungen von Juden waren verboten. Darauf wurde geachtet. Die Demonstranten zogen Richtung Potsdamer Platz und wurden dabei von allen Seiten fotografiert von den Touristen, von denen es im Zentrum von Berlin nie wenig gibt. Unter den Demonstranten waren sogar Einheimische.

Pogrome in Frankreich

Die Berliner Polizei überwachte die Demo aufmerksam über die Einhaltung der gegebenen Ordnung seitens der Demonstranten. Dies hatte eine besondere Priorität, denn im benachbarten Frankreich endete eine Demonstration mit antisemitischen Übergriffen auf eine Apotheke sowie auf ein Restaurant mit jüdischen Eigentümern. Bürger und Politiker engagieren sich gegen Antisemitismus. Trotzdem machten die Demonstranten deutlich, dass sie Israels militärisches Vorgehen in Gaza nicht unterstützen.

Inzwischen haben die Demonstranten den Potsdamer Platz, ihre Endstation, erreicht. Hier versammelten sich beide Kollonnen, die vom Südwesten und Westen der Stadt am Morgen gestartet waren. Einige Aktivisten richteten Grußworte an die Menschenmenge, die sich auf dem Platz versammelt hatte. Viele von ihnen waren junge Erwachsene, die in der arabischen Welt geboren oder gar aufgewachsen sind aber zum Studium nach Deutschland gekommen sind.

Die Atmosphäre war sehr emotional. „Deutschland muss nicht seinen guten Ruf in der Welt zu verlieren, den es sich nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut hat. Palästinenser, Araber, Türken sollten in einen Dialog mit der Bundesregierung treten und sich gemeinsam für den Stopp der Bombardierung von Palästina einsetzen“. Dies war eine der Forderungen, die während der Abschlusskundgebung auf dem Potsdamer Platz ausgesprochen wurde. Abschließend kam der Pressesprecher der Berliner Polizei, Carsten Müller auf die Bühne und kommentierte den Verlauf der Protestaktion. Er bestätigte, dass die Demonstration im Rahmen des Gesetzes stattfand und friedlich verlaufen sei.

Mit Blick auf die Demo hatte der Regierende Bürgermeister schon eine paar Tage vorher verkündet, dass kein Platz für Gewalt und Hetzparolen in Berlin sei.

Auf dem Georg-Grosz Platz versammelten sich rund 400 Menschen, um ihre Solidarität für Israel zu bekunden und für einen demokratischen Nahen Osten zu demonstrieren.

Bevor die anderen Demonstranten den Potsdamer Platz verließen, lasen sie gemeinsam ein paar Gebete aus dem Koran, mit einem Appell an Gott, sie zu unterstützen. Ihr Abschiedsritus endete mit der traditionellen Geste „Omiyn“. Es war aus dem Gesicht der lächelnden Berliner Polizisten abzulesen, dass für alle Beteiligten ein anstrengender Tag zu Ende ging. Die Demonstration endete ohne Zwischenfälle und die Menschenmenge ging auseinander, begleitet von gemeinsamen Bekenntnissen für den Frieden.

Übersetzung:Dominik Vorhölter

Von Chinara Harjehusen

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