Ich habe ihn gefunden – den perfekten Ort. Es ist Amsterdam. Ich war schon einige Male dort und immer wieder begeistert. Amsterdam ist hübsch und niedlich. Die kleinen Gassen mit Kopfsteinpflaster und die Häuser in Backstein. Und dann all die Kanäle mit ihren kleinen Brücken.

Und die Leute dort sind so entspannt, freundlich und interessant. Ich bin eh davon überzeugt, dass es sich am Wasser per se entspannter lebt, ob es das Meer, ein See oder Fluss ist; Wasser tut der Seele gut.

Und in Amsterdam kommt man am Wasser nicht vorbei. Und nette Cafés gibt es auch. Und dann die Märkte, und überall Blumen und Käse. Man kann sich auf Englisch und Deutsch verständigen und Niederländisch kann man auch gut verstehen, wenn man nicht jedes Wort auf die Goldwaage legt. Und weil ich bei so netten Damen zu Besuch war und in einer so netten Wohnung bleiben konnte, hat das auch noch zu meinem Eindruck beigetragen. Schließlich bestimmen neben persönlichen Bedürfnissen natürlich auch Situation, Erlebnisse und Tagesstimmung, wie man einen Ort wahrnimmt. Wenn man nämlich eh schon gestresst ist und fast im Moor versinkt und es einem dabei noch auf den Kopf regnet, nimmt man es diesem Ort, wo das alles passiert, persönlich übel.

So erging es Hanna mit Amsterdam. Denn sie findet Amsterdam gar nicht toll, im Gegenteil, Amsterdam gehört zu den Orten, wo sie niemals wieder hinwill. Nur im Notfall, wenn es denn unbedingt sein muss. Hanna hatte nämlich mal ein ganz schreckliches Erlebnis in Amsterdam. Oh je, dachte ich, das muss ja wirklich schrecklich gewesen sein, und traute mich kaum zu fragen, was sie dort erlebt hat. Ich fragte dann aber doch. Das war nämlich so. Sie ist für nur einen Tag hingefahren, und zwar mit dem Auto. Und jetzt musste das Auto ja irgendwo für ein paar Stunden geparkt werden, und da wurde ihr ein Parkhaus empfohlen. Und da ist sie dann rein. Und als sie schon drin war, musste sie bemerken, dass man da nämlich gar nicht nur für einige Stunden parken könne, sondern nur den ganzen Tag. Und das kostete 12 Euro. Und das ist ja ganz schön viel Geld, so grundsätzlich, aber abgesehen davon hatte sie so ganz konkret auch keine 12 Euro mehr fürs Parken. Und einmal im Parkhaus, kommt man aus der Nummer auch nicht so einfach wieder raus, ohne die 12 Euro zu zahlen. Und da musste sie rückwärts wieder durch die Einfahrt raus, Gott sei Dank kam kein Auto. Mann, war das ein Stress! Und geregnet hatte es auch noch. Zugegeben, da hat sich Amsterdam nicht wirklich von seiner besten Seite gezeigt. Nachdem wir Hannas schreckliches Parkhauserlebnis gemeinsam reflektiert haben mit dem Fazit, dass solche Momente unfairerweise den Eindruck eines Ortes prägen, auch wenn der Ort gar nichts dafür kann, gibt sie der Stadt ganz eventuell noch mal eine Chance. Sie zögert. Aber trotzdem. Nein, Amsterdam, da will sie nicht hin. Eindrucksstarke Erlebnisse sind eben stärker als rationales Vernunftdenken. Schade für Amsterdam! Und für Hanna! Aber was will man machen, beide können nichts dafür.

Julia Siebert

02/05/08

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