Unter diesem Motto stand eine kulinarische Veranstaltung – das Knödelfest – im Sprachlernzentrum (Partner des Goethe-Institutes) Pawlodar bei der sich über 30 Personen zusammenfanden, um gemeinsam traditionelles Essen aus dem deutschsprachigen Raum zu verkosten und sich Landeskunde auf der Zunge zergehen zu lassen.

Knödel oder Klöße sind ein sehr beliebtes Gericht mit einer langen Geschichte, sodass sie auch im alltäglichen Sprachgebrauch Platz gefunden haben. Um den Leuten in Pawlodar einen Teil der Küche der D-A-CH-Länder näher zu bringen und ihnen Deutschlernen schmackhafter zu machen, lud man ins Sprachlernzentrum (SLZ) zu einem Fest mit kulinarischen Genüssen.
Die Deutschlernenden am SLZ wurden eingeladen, selbst Knödel zu kochen und diese zum Fest mitzubringen, wo sie verkostet und bewertet werden sollten. Schon vor dem Fest erfuhren sie, was einen Knödel ausmache, welche Arten es gäbe und wo man Rezepte dafür finden könne.

Die Knödel-Königin Jelena Enns. | Foto: Autorin

Sehr viele folgten der Einladung, wodurch alle Festgäste eine Vielzahl von leckeren Knödelarten probieren konnten. Während der Verkostung konnten sie die Knödel in den Kategorien „Aussehen“, „Geschmack“, „Konsistenz“ und Kreativität“ bewerten; anschließend wurde eine „Knödelkönigin“ geehrt. Die Marillenknödel* von Jelena Enns bekamen die meisten Punkte in allen Kategorien, und die Knödelköchin wurde so zur Knödelkönigin. Als Dank für ihren köstlichen Beitrag zum Fest bekam sie nicht nur ein Zepter aus Gabel und Marzipanknödel, sondern auch eine Vergünstigung für einen Kurs am SLZ. Ihre Freude über den ersten Preis und die Eindrücke des Festes fasste sie so zusammen: „Das Knödelfest war sehr spannend, ich konnte verschiedene Knödelrezepte ausprobieren und viele interessante Menschen aus Österreich und Kasachstan kennen lernen. Außerdem hatte ich hier die Möglichkeit, für kurze Zeit in die Kultur Deutschlands und Österreichs einzutauchen. Ich freue mich, dass ich an diesem Fest teilgenommen habe und bedanke mich bei den Organisatoren dafür. Ich hoffe, dass es in Zukunft weitere interessante Veranstaltungen geben wird.“

Auch Darja Tschempojasch und Anastasia Bjurljajewa konnten sich über schöne Preise freuen, da sie mit ihren Bananenknödeln und Topfenknödeln** das Publikum ebenso überzeugt hatten und den zweiten und dritten Platz belegten. Neben den Kursteilnehmern und Lehrenden des SLZ gab auch Nelli Eibers, die Leiterin des SLZ, ihre Kochkünste zum Besten und war überrascht, wie einfach, aber auch wie vielfältig Knödelrezepte sein können.
Nach dem Essen beteiligten sich viele der Festbesucher am Quiz, bei dem sie ihre am SLZ erworbenen Deutschkenntnisse bestens einsetzen konnten. Hören, Lesen und Sprechen musste man, um alle Fragen beantworten zu können. Denn Knödel kommen nicht nur in Geschichten und Gedichten, sondern auch in Sprichwörtern, Zungenbrechern, alten und neuen Liedern oder in Werbevideos vor.

Corinna Huber, Martin Rauch, Kerstin Steitz und Georg Keindl – vier Deutsch-Muttersprachler aus Österreich, die in diesen Tagen Pawlodar und selbstverständlich auch das Knödelfest besuchten – standen den Deutschlernern als „Knödelexperten“ oder auch einfach nur als Gesprächspartner zur Seite. Für sie war dieses Fest ebenso einzigartig wie für die TeilnehmerInnen aus Pawlodar. „Wir haben nicht nur ausgezeichnete Knödel gegessen, sondern uns auch gut amüsiert, uns bestens unterhalten und uns mit den Leuten über das Leben in Kasachstan und Österreich ausgetauscht“, resümierten sie in der Gruppe.

Zum Schluss gingen alle froh und satt nach Hause – der oder die eine mit einem Knödel in der Tasche, aber ganz ohne Kloß im Hals. Alles in allem also ein schmackhaftes und freudiges Erlebnis. So wie ein Knödel eben: Eine runde Sache.

* Marille (Österreichisches Deutsch) – Aprikose (Bundesdeutsch)
**Topfen (Österreichisches Deutsch) – Quark (Bundesdeutsch)

Knödel oder Klöße | Foto: Autorin

Knödel oder Klöße sind eine kugelförmige Speise, die aus Teig zubereitet wird. Süß oder pikant, werden sie in unzähligen Variationen zubereitet und als Hauptspeise, Beilage oder Suppeneinlage gegessen.

„Knödel sind ein typisches alpines Gericht; Reste davon wurden bei Ausgrabungen in alten Siedlungen und bei Pfahlbauten gefunden. Diese belegen, dass schon damals Fleisch oder Obst mit einer Teigmasse eingehüllt, ein […] Fleischgemisch oder eine Teigmasse zu runden Klumpen verarbeitet wurden. Diese Ballen waren leicht zuzubereiten und konnten – da man ja bis in die Barockzeit durchwegs mit den Fingern aß – mit einigem Anstand gegessen werden, ohne sich zu beschmutzen.

Das Wort „Knödel“ leitet sich vom mittelalterlichen knode/chnode/knoto für Knoten ab. […]

Die älteste bildliche Darstellung von Knödeln stammt aus dem 12. Jahrhundert aus Südtirol. In der Burgkapelle von Hocheppan gibt es ein Fresko mit der Knödelesserin. Ein Tiroler Kochbuch aus dem 16. Jahrhundert enthält ein Rezept für Fastenknödel. In Wien wurden aufgrund der Beliebtheit der Semmeln die Semmelknödel eine Besonderheit: Das teure Gebäck hielt nicht lange und konnte so einer schmackhaften Wiederverwertung als Semmelwürfel zugeführt werden und als Beilage zu Braten dienen.“

(Zitat aus: http://www.kulinarisches-erbe.at/historisches/wiener-kueche/knoedel/)

Gisela Zeindlinger

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