Seit Juli dieses Jahres hat die Deutsche Lufthansa in Almaty einen neuen Generalmanager für die Länder Kirgisistan, Usbekistan und Kasachstan. Andrej Schtschebrjukow kennt sich in der Region aus und will sie aus Sicht des Luftverkehrs vorantreiben.

Andrej Schtschebrjukow ist ein fröhlicher Mensch, der gerne über seine Arbeit und über die Möglichkeiten, die sich in Kasachstan bieten, spricht. Seit fast zwei Monaten arbeitet er nun in Almaty und verwaltet von hier aus als verantwortlicher Generalmanager die Aktivitäten der deutschen Fluggesellschaft Lufthansa im zentralasiatischen Raum. „Die Stadt“, so sagt der Russe, „hat mich sehr positiv überrascht, und ich bin mir sicher, dass mir noch eine sehr interessante Zeit bevorsteht.“ Was sein Betätigungsfeld angeht, müsse er sich erst einmal einen Überblick verschaffen in dieser, wie er es nennt, sehr dynamischen zentralasiatischen Metropole. Auch geschäftlich entwickle sich sehr viel.

So wurde erst kürzlich die kasachische Hauptstadt Astana mit zwei Passagierflügen pro Woche in das Streckennetz der deutschen Fluggesellschaft aufgenommen. Und auch alle Transportflüge der Lufthansa Cargo sind von den bisherigen Drehkreuzen Almaty, Taschkent und Fairbanks in Alaska nach Astana verlegt worden. Die Lufthansa werde in dieser Region immer aktiver. Schtschebrjukow spricht mit Begeisterung von den anstehenden Aufgaben. „Aber bisher verfahre ich noch nach dem Konfuziusprinzip“, erklärt er mit einem Augenzwinkern: „Schweige und beobachte, zumindest in den ersten 100 Tagen – der Schonfrist für Manager.“

Zuerst bei französischer Fluggesellschaft

Schtschebrjukow wurde in Ust-Kamenogorsk, dem heutigen Öskemen, im Osten Kasachstans geboren, aufgewachsen ist er in Karaganda. Nach seinem Studium an der linguistischen Universität Nischni Nowgorod und an der Freien Universität Berlin stieg er als junger Absolvent direkt in das Airline-Geschäft ein und war bei einer französischen Fluggesellschaft über zwei Jahre als Verkaufsleiter für Büros in Berlin, München und Frankfurt verantwortlich. „Für mich war dies ein optimaler Einstieg in die Branche“, erklärt er rückblickend. 1997 wurde er dann Management-Trainee bei Lufthansa in Frankfurt und ging nach einem Jahr nach Südafrika, wo er als Marketingleiter in Süd- und Westafrika tätig wurde. Bereits nach weniger als zwei Jahren kehrte der junge Manager nach Frankfurt zurück und arbeitete an verschiedenen Projekten, bis er dann im November 2003 Generalmanager für die transkaukasischen Republiken in Baku, der Hauptstadt von Aserbaidschan, wurde. „Aserbaidschan ist ein sehr interessantes Land, aber als Betätigungsfeld einfach zu klein. In Kasachstan habe ich nun das gefunden, womit ich mich ausgiebig und mit großer Freude die nächsten Jahre beschäftigen kann“, sagt er zufrieden. Sein großes Büro in einem Nebengebäude des Hyatt Hotels in Almaty ist sehr aufgeräumt und wirkt gerade erst bezogen. Andre Schtschebrjukow hat noch vieles vor: „In der GUS ist Kasachstan aufgrund seines momentanen Potenzials und seiner Dynamik optimal für einen freischaffenden Künstler wie mich“, scherzt er in perfektem Deutsch.

Denn die Wirtschaft in Kasachstan befindet sich aus seiner Sicht insgesamt im Wachstum, und die Geschäftsaussichten für die Lufthansa seien gut. Also eröffne sich viel Platz für neue Ideen und Konzepte, und die Strukturen ließen sich noch beeinflussen. Die Aufnahme Astanas in das Streckennetz der Lufthansa und die gleichzeitige Verlagerung der Cargoflüge dorthin sind seiner Ansicht nach eine Entwicklung in die richtige Richtung, die Verkehrszahlen sprächen zumindest dafür. Gerüchte, wonach dies unter Druck der kasachischen Regierung passierte, weist Schtschebrjukow zurück: „Die kasachische Regierung wollte ihre Hauptstadt an die große Welt anbinden, indem sie die Airlines dazu animierte, ihre Hauptaktivitäten in Kasachstan nach Astana zu verlagern. Dass dies anfangs nicht immer mit sanften Methoden geschah, ist kein Geheimnis. Die Regierung hat aber ihre Strategie geändert und letztendlich wurden die Entscheidungen der Lufthansa in keiner Art und Weise davon beeinflusst.“ Er spricht sehr ernst und bemüht sich, die Missverständnisse klar zu stellen. Astana sei eine sich rasant entwickelnde Region, und die Lufthansa habe von sich aus das Interesse, ihre Aktivitäten dort auszubauen.

Astana Nummer zwei nach Frankfurt

So habe die Verlagerung der Cargoflüge von Asien nach Europa aus Sicht des Konzerns vor allem wirtschaftliche Gründe: Ein Drehkreuz für Transportflüge anstatt bisher drei verringere die Komplexität der Operationen und spare somit Kosten, wie auch die günstige geographische Lage Astanas, vor allem für die Route von Japan und Nordchina nach Europa. „Mir war selbst bis vor kurzem noch nicht bekannt, dass Astana im ganzen weltweiten Netz der Lufthansa die Nummer zwei nach Frankfurt ist, gemessen an den Abflügen und Landungen. Das ist natürlich enorm. Auch die kasachische Seite war von dem Volumen unserer Aktivitäten überrascht“, erklärt er amüsiert.

Mit 46 Transitflügen in der Woche sei Astana jetzt einer der wichtigsten Airports für die Lufthansa und die bisherigen Zahlen haben die Erwartungen bei weitem übertroffen. „Wir sind sehr zuversichtlich, dass es bei zwei Flügen die Woche nach Astana nicht bleibt. Das Potenzial und der Markt sind da“, erklärt er begeistert. Und so schätzt Schtchebrjukow Kasachstans Ziel, im Jahre 2030 unter den 50 konkurrenzfähigsten Staaten der Welt zu sein, als nicht unrealistisch ein. „Wenn Kasachstan seine Wirtschaftspolitik weiter so stringent betreibt wie bisher, dann“, so glaubt er, „ist 2030 nur der Anfang.“

Von Helmut Tiede

18/08/06

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