Zwei CrossCulture Alumni und ein aktueller CrossCulture Praktikant sprechen über die Erfahrungen ihrer drei-monatigen Arbeitzeit in Deutschland. Dazu verhalf ihnen ein Stipendium vom Institut für Auslandsbeziehungen. e.V.

Als Partner des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik setzt sich das Institut für Auslandsbeziehungen e.V. für einen Dialog und den Ausbau eines Netzwerkes zwischen Deutschland und islamischen Ländern ein. In diesem Zusammenhang ist vor neun Jahren das CrossCulture Praktikum ins Leben gerufen worden. Es gibt jungen Berufstätigen aus islamischen Ländern und aus Deutschland die Möglichkeit, ein Praktikum in ihrem Beruf im Ausland zu absolvieren. Somit sammeln sie nicht nur Erfahrungen im Beruf, sondern werden auch zu Multiplikatoren und Experten im Dialog zwischen islamisch geprägten Ländern und Deutschland.

Aus der Region Zentralasien gibt es bereits 29 CrossCulture Alumni. Sie arbeiteten in den Bereichen Bildung, Umwelt, Rechtsdialog und Menschenrechte, medizinischer Versorgung, Medien sowie Kunst und Kultur. Die DAZ hat sich auf die Suche gemacht und einige von Ihnen nach ihren Erfahrungen und Erlebnissen gefragt. Welchen Eindruck hatten sie von Deutschland, inwieweit haben sie es geschafft, die gesammelten Erfahrungen bei ihrer Arbeit in der Heimat anzuwenden? Welche Tipps haben Sie für neue Bewerber?

„Wir kommunizierten auf Augenhöhe“

Asel Kazybekova: „Ich bin Projektmanagerin bei der MASP- International Association for Social Projects, einer kasachisch-italienischen Nichtregierungsorganisation, die Projekte im sozialen Bereich realisiert. Wir machen soziale Arbeit in verschiedenen Bereichen, unter anderem kümmern wir uns um Kinder und Jugendliche aus armen Familien, stellen Dienstleistungen für behinderte Kinder bereit. Ebenso kümmern wir uns um Obdachlose und um HIV-Infizierte und leisten Aufklärungsarbeit.

Mein CrossCulture Prtaktikum habe ich im Mädchentreff Tübingen e.V. absolviert. Das ist ein Zentrum für feministische Mädchenarbeit. Dort arbeitete ich für die Aidshilfe, Asyl- und Lebenshilfe. Im Mädchentreff hatte ich sehr vielfältige Aufgaben, von Fundraising, Aufklärungsarbeit bis hin zu beratenden und künstlerischen Tätigkeiten. Im dortigen Asylzentrum habe ich unter anderem Asylsuchende aus Russland und Albanien angetroffen, die kein Deutsch sprachen.

Ich konnte mit meinen Russisch- und Türkischsprachkenntnissen vermitteln und habe geholfen, ihnen eine Wohnung zu besorgen. In der Aidshilfe habe ich an Seminaren zum Thema HIV-Profilaxe teilgenommen.

Mir hat gefallen, dass in Deutschland Menschen mit anderer Ethnizität, Glaube und Kultur nicht diskriminiert werden. Mir imponierten die Bedingungen, welche dort für Menschen mit Behinderung, HIV-Infektion oder für Asylsuchende geschaffen werden. Leider ist in unserem Land alles ganz anders. Mir hat auch gefallen, wie das Zentrum geleitet wurde. Wir als Mitarbeiter  kommunizierten mit unseren Vorgesetzten auf Augenhöhe. Vorher habe ich noch nie mit lesbischen Frauen zusammen gearbeitet. Alle Bereiche, in die ich Einblick bekam, gaben mir ein sehr starken Eindruck davon, es bedeutet, sich für Demokratie und Menschenrechte einzusetzen.

Ich raten jedem, der vorhat, sich für das CrossCulture Stipendium zu bewerben, sich sehr intensiv mit den Menschen vor Ort auseinander zu setzen und mit ihnen zu sprechen, vor allem um die eigenen dummen Stereotype abzulegen.“

„Ich war sehr naiv“

Ruchsaram Dzhasybaeva: „Ich habe sechs Jahre in Almaty im Zentralen Museum der Republik Kasachstan in der Kultur- und Bildungsabteilung gearbeitet. In dieser Zeit war ich unter anderem dafür zuständig, alte Dokumente zu archivieren und Besucherevaluationen durchzuführen. Ich habe bei der Konzeption und Durchführung einer Ausstellung über die 7. Asiatischen Winterspiele mitgeholfen, die 2011 in Astana und Almaty stattfanden.

Während meines Praktikums im Linden-Museum hatte ich die einmalige Gelegenheit, in der Islam-Abteilung zu arbeiten. Zusammen mit der Direktorin der Abteilung Orient, Dr. Annette Krämer durfte ich an der Ausarbeitung einer Ausstellung zum Thema „My home is my castle“ mitwirken. Ebenso habe ich einige Artikel über meine Erfahrungen als Uigurin in Deutschland verfasst.

Während und nach meinem Praktikum in Deutschland ist sehr viel mit mir passiert. Für mich war es zum Beispiel ein großes Rätsel, wie ich alle meine Erlebnisse, Möglichkeiten, meine Arbeit mit anderen Augen sehen und alle meine gesammelten Erfahrungen anwenden sollte. Ich dachte, dass ich auch hier in Kasachstan mit jedem über meine Erlebnisse sprechen und mein Wissen teilen konnte. Leider musste ich erfahren, dass mich mein Chef, mit dessen Erlaubnis ich am CrossCulture Praktikum teilnehmen durfte, verleumdet hatte. Nach meiner Rückkehr kündigte er meinen Arbeitsvertrag mit dem staatlichen Museum. Ich war wohl ein wenig naiv. Ich rate jedem, der sich für das CrossCulture Praktikum bewirbt, nicht den gleichen Fehler zu machen wie ich. Mein Chef hat meine dreimonatige Abwesenheit einfach ausgenutzt, weil ich ja auch drei Monate nicht an meinem Arbeitsplatz war.

Nichtsdestotrotz waren diese drei Monate sehr wichtig für mein Selbstbewusstsein und berufliche Entwicklung.“

„Bewerbt euch ruhig!“

Farkhod Akhmedov: „Ich arbeite seit Beginn dieses Jahres in Freising im Fachverband für Biogas e.V. und bin dafür zuständig, den Markt für erneuerbare Energien im Gebiet der ehemaligen Sowjetunion in Bezug auf Biogas zu untersuchen. Da ich gerade erst angefangen habe, hier in der schönen Stadt Freising zu arbeiten, Gott sei Dank in einem hervorragenden Team, kann ich noch nicht viel über meine gesammelten Eindrücke sagen. Meine Kollegen helfen mir und erklären mir alles sehr gut.

In meiner Heimat Duschanbe, in Tadschikistan, habe ich bereits Erfahrung mit der Erforschung des Marktes für erneuerbare Energien. Ich bin Angestellter des Staatlichen Experimental- und Produktionsinstituts der Akademie der Wissenschaften der Republik Tadschikistan.

Ich weiß jetzt schon, dass ich hier sehr  gute Chance habe, mir einige neue Fertigkeiten anzueignen. Jedem Interessenten an dem CrussCulture Programm rate ich, mutig zu sein und sich ruhig in mehreren Bereichen zu bewerben.“

Über das Cross-Culture Praktika
Die CrossCulture Praktika geben jungen Menschen aus Deutschland und aus islamisch geprägten Ländern im Kontext ihres Arbeitsfelds die Chance, vielschichtige Erfahrungen im Ausland zu machen und als Multiplikatoren in ihren Heimatländern zu wirken. Die gesammelten Auslandserfahrungen fließen durch die Einbindung der Rückkehrer in ihre jeweilige Organisation in die dortige Arbeit ein. Dieser interkulturelle Austausch stärkt somit die Netzwerkbildung zwischen Organisationen in Deutschland und der islamisch geprägten Welt und regt zu grenzübergreifendem Dialog und Kooperationen an.

CrossCulture Praktika werden im Bereich, Wissensgesellschaft & Bildung, Rechtsdialog, Justiz & Menschenrechte, Internationale Politik & Politische Bildung, Umwelt, Wirtschaft &, Enwicklungszusammenarbeit, Medien sowie Kunst & Kultur angeboten.

Interessenten können ihre Bewerbung noch bis zum 29. Januar 2014 an das Institut für Auslandsbeziehungen e.V. richten. Für Bewerber aus Deutschland lautet die Kontaktadresse bewerbungen-ccp@ifa.de. Alle anderen Bewerber werden gebeten, ihre Unterlagen an die deutschen Konsulate und Botschaften zu schicken: Kasachstan: Deutsche Botschaft Astana: info@astana.diplo.de oder Generalkonsulat Almaty: info@almaty.diplo.de, Kirgisistan: Deutsche Botschaft Bischkek: ku-10@bisc.diplo.de, Usbekistan: Deutsche Botschaft Taschkent: info@taschkent.diplo.de, Tadschikistan: Deutsche Botschaft Duschanbe: info@dusc.diplo.de.

Von Dominik Vorhölter

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