Der Logistiksektor in Kasachstan erfreut sich starker Zukunftsaussichten. Das hat vor allem mit der Lage des Landes an der neuen Seidenstraße zu tun, über die sich China mit Europa verbindet. Doch welche Rolle spielen Wissenschaft und Bildung bei der Entwicklung der Logistik in Kasachstan?

Zu diesem Thema organisierte die Deutsch-Kasachische Universität (DKU) am vergangenen Donnerstag einen Runden Tisch, der pandemiebedingt – wie seit einem Jahr üblich – im Online-Format stattfand. Ziel der Veranstaltung war es, Vertreter aus Wissenschaft und Wirtschaft zu einem Dialog zusammenzubringen, einen Erfahrungsaustausch zwischen Logistik-Experten aus Deutschland und Kasachstan zu ermöglichen und nicht zuletzt Partnerschaften zu knüpfen.

Anwesend waren Vertreter von Branchenverbänden, Bildungs- und Forschungseinrichtungen und anderer Institutionen mit Logistik-Bezug – darunter die Bundesvereinigung Logistik (BVL), das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI, die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (OVGU) oder der Transportarbeiterunion Kasachstans KazLogistics.

DKU im Bereich Logistik führend

Die Veranstaltung begann mit Grußworten der DKU-Präsidentin Gabriele Stauner und des deutschen Botschafters in Kasachstan Tilo Klinner. Anschließend stellten der DKU-Logistik-Repräsentant Burghard Scheel und Zhandos Kegenbekov, Dekan der Fakultät für Ingenieurswissenschaften und Informationstechnologie, das Logcentre vor, wo sich die Aktivitäten der Universität im Bereich Logistikforschung bündeln.

Das Zentrum entstand 2014 als gemeinsame Initiative der DKU, der OVGU und des Fraunhofer IFF mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Sein Ansehen zeigt sich nicht zuletzt darin, dass die DKU vor kurzem im Ranking der Handelskammer Atameken den landesweit ersten Platz im Bereich Logistik und Transportwesen belegte.

Neue Projekte am Logcentre der DKU

Kegenbekov stellte als Leiter des Logcentre dessen Zweck und Aktivitäten vor. „Der Zweck des LogCentre ist strategisch und kombiniert Wissenschaft, Bildung und Zugehörigkeit“, so Kegenbekov. Das Zentrum fördere Kurse, begleite die Teilnehmer bei der Projektarbeit und erleichtere den gegenseitigen Erfahrungsaustausch für die Fortbildung.

Weiter nannte er die wichtigsten Projekte, an denen das Logcentre aktuell arbeitet. Dazu zählt neben dem „Cargobike“ – einem vom DAAD geförderten Projekt zur Anwendung von Lastenfahrrädern – die Entwicklung zweier Masterstudiengänge. Für den Studiengang Resource Efficient Logistics soll gemeinsam mit der TH Wildau ein virtuelles Labor entwickelt und installiert werden. „Wir arbeiten an diesem Projekt und hoffen, dass wir bald ein Labor vorstellen können, in dem wir wissenschaftliche Forschung betreiben und Schulungen durchführen können“, bemerkte Kegenbekov.

Doppeldiplom als Chance

Die Kooperation der DKU mit der TH Wildau erhielt anschließend verstärkte Aufmerksamkeit im Vortrag von Jens Wollenweber. Der Leiter der Forschungsgruppe für Transportlogistik stellte das Doppelabschlussprogramm der beiden Universitäten vor und gab einen Einblick in die Erfahrungen der vergangenen Jahre. Wollenweber führte aus, dass das Doppeldiplom eine signifikante Aufwertung des Abschlusses für die Teilnehmer darstelle. Demgegenüber wies er auf den zweifelhaften Nutzen für Kasachstan hin, da die meisten Absolventen mit Doppeldiplom anschließend in Deutschland blieben und dort einer Arbeit nachgingen.

Ein ähnliches Doppelabschlussprogramm existiert auch zwischen der OVGU Magdeburg und der Moskauer Staatlichen Technischen Universität MADI. Diesem und anderen Aspekten der deutsch-russischen Zusammenarbeit im Logistikbereich widmeten sich weitere Beiträge.
Die Bedeutung von professionellem Networking für funktionierende internationale Lieferketten – damit befasste sich Mirco Nowak von der Bundesvereinigung Logistik. Der 1978 gegründete Verband hat heute etwa 11.000 Mitglieder, darunter zahlreiche deutsche Großunternehmen, die auch in der GUS-Region aktiv sind. Nowak stellte die Aktivitäten der BLV vor und ging dabei konkret auf Veranstaltungen wie das Deutsch-Russische Logistikforum und den Tag der Logistik ein.

Weitere Beiträge drehten sich unter anderem um das Zusammenwirken von Wissenschaft, Bildung und Wirtschaft sowie die Bedeutung von capacity-building in der deutsch-kasachischen Zusammen-arbeit.

Kristina Librikht und Christoph Strauch

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