Die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Cornelia Pieper besuchte Anfang Februar zum ersten Mal Kasachstan, wo sie mit einem Konzert der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen die Veranstaltungsreihe „Deutschland in Kasachstan 2010“ eröffnete. Begeistert von der Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Menschen sowie der Dynamik, mit der Kasachstan wächst, kehrte sie nach Berlin zurück. Cornelia Pieper über die Perspektiven der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Kasachstan, die Brückenfunktion der deutschen Minderheit und den Stellenwert von Außenkulturpolitik.

/Bild: Botschaft Astana, Timo Bauer-Savage. ‚Cornelia Pieper besuchte die Städte Almaty und Astana bei ihrer ersten Reise nach Kasachstan’/

Frau Pieper, wie beurteilen Sie das vergangene Kasachstanjahr in Deutschland 2009 und was erwarten Sie vom Jahr „Deutschland in Kasachstan“ 2010?

Das Kasachstan-Jahr in Deutschland war ein großer Erfolg. Ich selbst habe mich dabei von der kasachischen Mentalität und Gastfreundschaft überzeugen und die Toleranz und den Fortschritt in Ihrem Land mit eigenen Augen wahrnehmen können. Ich glaube, man kann sagen: Kasachstan ist uns jetzt ein bisschen vertrauter.

Wir freuen uns deshalb umso mehr darauf, mit dem Deutschlandjahr in Kasachstan 2010 jetzt die Chance zu haben, dieses reichhaltige Angebot zu erwidern. Mit zahlreichen Veranstaltungen wollen wir den Kasachen einen Eindruck der deutschen Kultur in ihrem ganzen Facettenreichtum vermitteln. Wir wollen, dass die Kasachen nicht nur deutsche klassische und zeitgenössische Kultur kennenlernen, sondern sich auch beispielsweise ein Bild von Deutschland als Studien- und Wissenschaftsstandort machen können. Dazu planen wir einen bunten Reigen von Veranstaltungen.

Wie schätzen Sie die Perspektiven der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Kasachstan ein?

Die deutsch-kasachischen Beziehungen sind über Jahre gewachsen und von Vertrauen geprägt. Die Erfahrungen der ethnischen Deutschen in Kasachstan haben ihren Teil dazu beigetragen. Ich glaube deshalb, dass unsere Zusammenarbeit großes Potenzial birgt, auch über unsere beiden Länder hinaus. Denn Kasachstan spielt nicht nur eine wichtige Stabilisierungsrolle in der gesamten Region Zentralasiens. Es leistet auch einen großen Beitrag zur Energieversorgungssicherheit in der Europäischen Union.

Darüber hinaus bietet Ihr Land deutschen Unternehmen viele Export- und Investitionsmöglichkeiten. Im Gegenzug kann Kasachstan von unserer langjährigen Reformerfahrung profitieren. Ich denke hier zum Beispiel an den Aufbau einer modernen rechtsstaatlichen Verwaltung oder an die Entwicklung eines dem modernen Arbeitsmarkt angepassten Bildungssystems. Ein Leuchtturmprojekt hierfür verspricht die Deutsch-Kasachische Universität in Almaty zu werden.

Sie sehen: es gibt viele Felder, in der wir Synergien entwickeln können. Nicht umsonst haben unsere beiden Länder 2008 eine gemeinsame Erklärung über „Partnerschaft für die Zukunft“ verabschiedet. Und gerade erst im vergangenen Jahr haben wir ein gemeinsames Aktionsprogramm auf die Beine gestellt. Das alles bewegt sich natürlich in einem regionalen und europäischen Kontext. Denken Sie nur an die Zentralasienstrategie der Europäischen Union oder das kasachische Regierungsprogramm „Weg nach Europa“, die bereits wichtige regionale Impulse gesetzt haben.

Mit welchen Initiativen möchten Sie die deutsche Minderheit in Kasachstan weiter unterstützen?

Die deutsche Minderheit in Kasachstan hat eine wichtige Brückenfunktion für den kulturellen Austausch zwischen unseren beiden Ländern. Deshalb sind die Deutschen in Kasachstan auch eine wichtige Zielgruppe für unsere Kulturprojekte vor Ort. Es geht dabei um Unterstützung, aber auch um Einbindung der deutschen Minderheit. In erster Linie denke ich dabei an Sprachförderung, berufliche Qualifizierung oder den Zugang zu deutschen Medien und Lehrmaterial, den wir ermöglichen wollen.

Welchen Stellenwert hat Kultur für Sie in der deutschen Außenpolitik?

Außenkulturpolitik ist neben der klassischen Außen- und Wirtschaftspolitik die dritte Säule unserer deutschen Außenpolitik – und keine, die man unterschätzen sollte! Denn zum einen werden unsere Beziehungen mit anderen Ländern ja auch und gerade durch den lebendigen Austausch zwischen Kulturen geprägt. Außerdem brauchen wir Kulturpolitik, um das Kulturerbe in unserer Welt für kommende Generationen zu bewahren. Und nicht ohne Grund gehören Kultur und Kommunikation eng zusammen: Mit Hilfe der Außenkulturarbeit erklären wir die internationale Politik Deutschlands und werben für unsere Ideen in anderen Ländern.

Welche Projekte planen Sie für die Zukunft? Welche politischen Ziele haben Sie sich vorgenommen?

Ganz oben steht natürlich die Fortsetzung dessen, was wir mit dem Kasachstanjahr in Deutschland 2009 und dem Deutschlandjahr in Kasachstan 2010 bereits erfolgreich begonnen haben: der Ausbau der deutsch-kasachischen Kulturbeziehungen. Was wir bisher angestoßen haben, hat sehr zum jeweiligen Verständnis der anderen Kultur beigetragen. Das zu verstetigen, darin sehe ich eine der Kernaufgaben in der deutsch-kasachischen Zusammenarbeit – damit wir Deutschland den Menschen in Kasachstan und Kasachstan den Menschen in Deutschland noch ein Stückchen näher bringen.

Mit welchen Eindrücken sind Sie von Ihrer Reise nach Kasachstan zurückgekehrt?

Meine erste Reise nach Kasachstan im Februar 2010 hat mich nach Almaty und Astana geführt, und ich war von beiden Städten sehr beeindruckt: auf der einen Seite die junge Hauptstadt inmitten der Steppe und auf der anderen Seite die alte Hauptstadt am Fuße der Berge. Aber: Ich würde gerne noch die Steppe sehen. Sicher werde ich Kasachstan dieses Jahr wieder besuchen. Ich habe den Vizekulturminister zu den Händel-Festspielen nach Halle eingeladen, und er mich zum Opernfestival im Juli. Ob ich es bis dahin schaffe, weiß ich zwar noch nicht, aber begeistert haben mich die Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Menschen und die Dynamik, mit der dieses Land wächst.

Das Gespräch führte Christine Karmann.

05/12/10

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