Während einer Wahlkreisreise begleitete Assel Issajewa, Internationale Parlaments-Stipendiatin (IPS) aus Kasachstan, den CDU-Abgeordneten des Deutschen Bundestages Norbert Brackmann. Sie erlebte die Arbeit eines Abgeordneten auf Bundesebene und erfuhr, wie ein Politiker als Vertreter des Volkes seine Aufgaben und Ziele im Kontakt mit den Bürgern vor Ort erfüllt. In der DAZ schildert sie Ihre Erlebnisse und was es bedeutet, in Deutschland ein Politiker zu sein.

/Bild: privat . ‚Podiumsdiskussion in Schwarzenbek mit Dr. Christel Happach-Kasan (FDP), Dr. Konstantin von Notz (Grüne), Norbert Brackmann (CDU) und André Böhling, Bund für Umwelt und Naturschutz.’/

Schmale Gassen, mit Kopfstein gepflastert, kleine Stübchen mit kreativen Kostbarkeiten, ein romantischer Blick auf die Elbe, wo die schöne Altstadt am Elbufer die Seele beruhigt – das ist die 800 Jahre alte Schifferstadt Lauenburg im Kreis Herzogtum Lauenburg, dem zehnten Wahlkreis in Deutschland und die Heimat meines Abgeordneten. Als Internationale Parlaments-Stipendiatin hatte ich die Möglichkeit, hier vier Tage zu verbringen und die Arbeit meines Abgeordneten kennenzulernen.

Der freundliche Mitarbeiter im Wahlkreisbüro von Norbert Brackmann holte mich am ersten Tag vom Bahnhof ab und brachte mich zur ersten Station der Reise – dem Wahlkreisbüro in Ratzeburg. Der Wahlkreis meines Abgeordneten umfasst insgesamt 132 Kommunen unterschiedlicher Größe. Neben den fünf Städten gibt es 126 Gemeinden.

Nach dem Besuch des Wahlkreisbüros sind Herr Brackmann und ich zu der ersten Veranstaltung – einer CDU-Mitgliederversammlung in Mölln – gefahren. Dort berichtete mein Abgeordneter über die aktuellen Themen, die im Bundestag diskutiert werden. Bei der anschließenden Veranstaltung konnten sich die Gäste über die politischen Debatten wie die EU-Krise in Portugal und Griechenland, die Schuldenbremse und Kernenergie informieren. Dann war mein erster Tag vorbei. Mit den neuen Erlebnissen fuhr ich zur Jugendherberge, in der ich mich für den nächsten Tag mit dem schönen Blick auf die Elbe ausruhte.

Unterwegs mit einem Abgeordneten

Assel Issajewa zeigt dem CDU-Bundestagsabgeordneten Norbert Brackmann (links) und dem Abgeordneten des Schleswig-Holsteinischen Landtags Markus Mathießen (rechts) Kasachstan.

Am zweiten Tag besuchte ich gemeinsam mit Herrn Brackmann den Zeitungsverlag „Hamburger Abendblatt“. Herr Brackmann führte dort ein Gespräch mit der Redaktion. Während dieses Gesprächs haben sich die Journalisten über die entwicklungspolitischen Wege im Land Schleswig-Holstein informiert, worüber Herr Brackmann offen sprach.

Nach einem gemeinsamen Mittagsessen fuhren wir zur Innenausschusssitzung des Kreises. Herr Brackmann ist dort Vorsitzender. Probleme des Kreises wurden nicht nur mit den Politikern aus allen Fraktionen diskutiert, die die Entscheidungen bestimmen, sondern auch mit den Bürgern und Bürgermeistern des Kreises. Berichte und Unzufriedenheit, die von den Bürgern freiwillig geäußert wurde, waren für mich ein Beweis dafür, dass niemand besser als das Volk selbst seine Interessen vertreten kann.

Das Programm eines Abgeordneten im Wahlkreis besteht aber nicht allein aus den Sitzungen. Ein besonderes Erlebnis war die Podiumsdiskussion am Abend; dabei trafen sich in Schwarzenbek nicht nur die lauenburgischen Bundestagsabgeordneten Dr. Christel Happach-Kasan (FDP), Norbert Brackmann (CDU), Dr. Konstantin von Notz (Grüne) und der Bund für Umwelt und Naturschutz, vertreten durch André Böhling, sondern auch circa 70 Bürgerinnen und Bürger. Sie diskutierten zum Thema „Wie lang wird die Brücke zum Atomausstieg? – Wege zur Energiewende“. Vor der Sommerpause wird im Bundestag über ein neues Atomgesetz abgestimmt. Auf dem Podium wurde über die Atompolitik und den Atomausstieg diskutiert. Alle Bundestagsabgeordneten waren sich einig, dass Deutschland den Atomausstieg unbedingt braucht. Es wurden aber verschiedene Meinungen und Wege zum Atomausstieg dargestellt, und die Teilnehmer hatten die Möglichkeit, ihre Bemerkungen zu äußern und Fragen zu stellen.

Im Gespräch mit der Presse

Mit den Kurzdebatten zu Deutschlands Atompolitik ging die Zeit schnell vorbei. Anschließend sprach Herr Brackmann persönlich mit einigen Gästen und antwortete auf ihre Fragen. Ich fand es beeindruckend, dass der Abgeordnete immer Zeit für die Bürger hatte und die Möglichkeit wahrnahm, Kontakte zu knüpfen, auf ihre persönlichen Fragen zu antworten und ihre Probleme kennenzulernen. Nach dieser Diskussion war der Tag vorbei, und ich freute mich auf das Gespräch mit dem Abgeordneten des Schleswig-Holsteinischen Landtages Markus Matthießen am folgenden Tag. Er ist seit 2009 Mitglied des Schleswig-Holsteinischen Landtags und als Sprecher der CDU-Landtagsfraktion für Katastrophenschutz und Europa-Themen zuständig. Zuerst hat mir Herr Matthießen die Stadt gezeigt. Den ganzen Vormittag haben wir über die Politik in Deutschland auf Landes- und Bundesebene gesprochen und Diskussionen zu verschiedenen Themen geführt.

Es folgte ein Pressegespräch mit Journalisten der Lauenburgischen Landeszeitung, wo ich über meine Person, über mein Heimatland Kasachstan und meine Erfahrungen in Berlin als Praktikantin im Deutschen Bundestag berichtete. Am Anfang war ich sehr aufgeregt, weil ich zum ersten Mal ein Gespräch mit einer ausländischen Zeitung hatte, aber mit der Zeit hatte sich meine Aufregung gelegt, und ich fühlte mich wie eine wichtige Person, die bestimmte Ziele und Aufgaben hat. Nach diesem Gespräch hatte ich Zeit, Lauenburg zu besichtigen und einen Spaziergang durch die malerische Schiffsstadt zu machen. Dieser Tag ist dann mit einer Feier der Freiwilligen Feuerwehr in Talkau beendet worden.

Ich verstand, was es bedeutet, ein Politiker zu sein

In Lauenburg an der Elbe.

Am nächsten Tag war ich zu Gast beim Kreisparteitag der CDU in Mölln und konnte die Neuwahlen des gesamten Kreisvorstandes, der stellvertretenden Kreisvorsitzenden wie auch die Diskussionen innerhalb der CDU sowie ihrer Mitglieder über die Anträge „Demografischen Wandel gestalten“ und „Energiewandel unverzüglich einleiten“ miterleben. Die Teilnahme als Stimmenzählerin am Kreisparteitag in Mölln war ein sehr interessantes und neues Erlebnis für mich, weil es eine richtige geheime Wahl mit Stimmzetteln war.

Während meiner Wahlkreisreise habe ich vieles gelernt. Vor allem war es für mich wichtig, die Arbeit eines Abgeordneten vor Ort in Kontakt mit den Bürgern kennenzulernen und selbst zu erleben, wie ein Politiker als Vertreter des Volkes in einem demokratischen Land seine Aufgaben und Ziele auf Bundesebene erfüllt. Ich verstand, was es bedeutet, ein Politiker zu sein. In demokratischen Staaten wählt sich das Volk seine Regierung selbst und wartet darauf, dass ihr gewählter Vertreter sich darum kümmert, was er vor den Wahlen versprochen hat. Für mich als Praktikantin des Deutschen Bundestages war es eine hervorragende Reise mit Erlebnissen, die ich nie vergessen und als Beispiel auf meinen weiteren Weg als zukünftige Politikerin mitnehmen werde.

Von Assel Issajewa

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