Die „Moscow Times“ zur Militär- und Manöverpolitik Russlands:
„Mitte August gab Präsident Wladimir Putin mit Stolz auf dem Marinekreuzer Pjotr Weliki bekannt, dass „Übungen dieser Art und Größenordnung seit 20 Jahren nicht mehr durchgeführt worden seien“. Putin berief sich auf die Seemanöver in der Barentssee, die er persönlich abnahm. Er hätte mit diesen Worten genauso irgendeines der russischen Kriegsspiele dieses Sommers beschreiben können. Diesen Sommer nahmen tausende Militärangehörige an Manöverübungen im Nordkaukasus und im Fernen Osten teil. Ebenso an den Kriegsspielen der Nordpolarmeerflotte und der Langstreckendivision der Luftwaffe. Nach dem ganzen militärischen Übungspaukenschlag kann man die Freude des russischen Präsidenten teilen, dass alle Flugzeuge, Schiffe und Raketen ihre Ziele trafen  aber ebenso sollte man fragen, ob diese ganzen Kriegsspiele den wahren sicherheitspolitischen Herausforderungen entsprechen, denen sich Russland derzeit ausgesetzt sieht. Der internationale Terrorismus lässt sich schwerlich mit Langstreckenbombern und Nuklearsprengköpfen bekämpfen. Der Preis für das absurdeste Kriegsspiel dieses Sommers geht an das gemeinsame Raketenmanöver der GUS-Staaten, in dem man gegnerische Kampfflugzeuge von Terroristen bekämpfte, obwohl es unwahrscheinlich ist, dass der internationale Terrorismus solche militärischen Strukturen aufbauen wird. Wie in den Jahren zuvor perfektioniert das russische Militär das alte Szenario: Einen Großangriff auf das heimische Russland mit großen Schlachten, Rückzug, Bodenoffensive und sich anschließendem Nuklearangriff auf Feindesland. Andere Übungen würden indes die Mängel der militärischen Strukturen und der Ausbildung zeigen. Einsatz-, verlegefähige und modern ausgerüstete Krisenreaktionskräfte mit Fallschirmjägerdivisionen – nicht nur eine Kompanie – die an friedenssichernden internationalen Einsätzen teilnehmen könnten gibt es kaum. Es mangelt an Transportkapazitäten. Oder will man im Ernstfall Zivilflugzeuge nutzen? Da probt man im russischen Militär lieber, was man am Besten kann: sich für den 3. Weltkrieg rüsten.“

(„Moscow Times“, 30. August, aus dem Englischen von Gunter Deuber)

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