Russlands Präsident Wladimir Putin ist am Donnerstag zu einem Besuch in Kasachstans Hauptstadt Astana eingetroffen. Empfangen wurde er am Flughafen von seinem kasachischen Amtskollegen Kassym-Schomart Tokajew.

Bei einem Empfang in der Präsidentenresidenz Akorda besprachen die Staatsoberhäupter anschließend Fragen der Zusammenarbeit in den Bereichen Handel, Investitionen und Industrie. Außerdem ließen sich beide zum 19. Forum für überregionale Zusammenarbeit Russlands und Kasachstans zuschalten, das am Donnerstag in Kostanaj stattfand. Dort stand vor allem das Thema Landwirtschaft auf der Agenda.

Tokajew wies auf die enormen Möglichkeiten für die Ausweitung des Handels in dem Sektor hin. Kasachstan und Russland seien die größten Produzenten von Agrarprodukten und gehörten zu den zehn weltweit führenden Getreideexporteuren, so Kasachstans Präsident. Zudem entfielen auf beide Staaten fast zehn Prozent des Ackerlandes und neun Prozent der Weide- und Heuflächen weltweit. Er nannte die Industrialisierung des Agrarsektors Kasachstans als eine wichtige Aufgabe formulierte das Ziel, den Anteil verarbeiteter Produkte im Agrarsektor innerhalb von drei Jahren auf 70 Prozent zu steigern.

Weiter forderte Tokajew auf dem Forum, Lebensmittel, Getreide und Düngemittel aus den internationalen Sanktionen im Zusammenhang mit Russland herauszunehmen. Dies sei notwendig, um die globale Ernährungssicherheit zu stärken. „Kasachstan vertritt den Standpunkt, dass zur Stärkung der globalen Ernährungssicherheit Lebensmittel, Düngemittel und Saatgut von den internationalen Sanktionen ausgenommen werden sollten“, so Kasachstans Präsident wörtlich, und rief in der Rede zugleich in Richtung Russland dazu auf, auf dem EAWU-Binnenmarkt Kräfte zu bündeln statt miteinander zu konkurrieren, was den Handel mit landwirtschaftlichen Erzeugnisse betrifft.

Auf der Sitzung gab darüber hinaus Kasachstans stellvertretender Premierminister Serik Schumangarin bekannt, dass Russland sich am Bau dreier Wärmekraftwerke in Kasachstan beteiligen wolle. Das entsprechende Abkommen werde am Donnerstag unterzeichnet, so der Regierungspolitiker.

Tokajew: „Haben immer etwas mit Putin zu besprechen“

Im Vorfeld von Putins Kasachstan-Reise war spekuliert worden, dass diese vor dem Kontext einer möglichen Annäherung der zentralasiatischen Länder an die EU und die Vereinigten Staaten geschehe. Hintergrund ist die steigende Frequenz der Besuche von Vertretern dieser Staaten in der Region. So war erst letzte Woche Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in Astana zu Besuch. Russlands Außenminister Sergej Lawrow hatte kürzlich geklagt, der Westen wolle Russland seine Nachbarn, Freunde und Verbündeten abspinstig machen. Putin selbst erklärte am Mittwoch, dass einige Länder direkt darauf abzielten, den GUS-Raum zu schwächen, und rief die Länder dazu auf, angesichts gemeinsamer Herausforderungen wie etwa Terrorismus die kollektive Sicherheit zu stärken.

Kremlsprecher Dmitri Peskow betonte dagegen am Mittwoch, dass Putins Besuch in Kasachstan nichts mit den Reisen westlicher Staatschefs in die Region zu tun habe. Beim Treffen mit Tokajew gehe es lediglich um eine Bestandsaufnahme des gesamten Komplexes der beiderseitigen Beziehungen. Tokajew selbst betonte in einem umfassenden Interview im Vorfeld des Besuchs seines russischen Amtskollegen: „Ob bilaterale Kontakte oder multilaterale Verhandlungen im Rahmen von Integrationsverbänden, wir haben immer etwas zu besprechen.“ Wichtige Merkmale des kasachisch-russischen Dialogs seien Konstruktivität und die Ausrichtung auf ein für beide Seiten akzeptables Ergebnis. „Wir versuchen immer, die Position der russischen Partner zu berücksichtigen, und sie berücksichtigen unsere Meinung“, so Kasachstans Präsident.

cstr.

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