Am 28. Oktober fand im Kasachisch-Deutschen Zentrum der Hauptstadt eine Veranstaltung zur Veröffentlichung eines Buches mit genau diesem Titel statt. Es ist die sechste Veröffentlichung der Buchreihe „Berühmte Deutsche Kasachstans“, welche den Lesern das Leben und die Schicksale unserer Landsleute, die einen unschätzbaren Beitrag zur Entwicklung ihres Landes geleistet haben, näherbringt.

Das vorgestellte Buch erzählt von dem wohlverdienten Arzt und Ehrenbürger Wladimir Albertowitsch Baumejster, der Geschichte seiner Familie und seinem eigenen Lebensweg.Ausgehend von den Erinnerungen des bedeutenden Chirurgen, der in diesem Jahr sein 80-jähriges Jubiläum beging, entstand ein Gemälde, welches ihn von verschiedenen Seiten zeigt. Der Arzt, der sowohl für die Stadt, als auch für das Krankenhaus der Eisenbahner, welches er viele Jahre lang leitete, viel tat, ist ein Beispiel für Professionalität und Menschlichkeit.

Die Organisatoren der Veranstaltung, die auch das Buch selbst herausgegeben haben, waren die Gesellschaftliche Stiftung „Vereinigung der Deutschen Kasachstans „Wiedergeburt“ sowie die Gesellschaft der Deutschen „Wiedergeburt“ der Stadt Astana und des Akmolinsker Gebietes. Eingeladen waren Persönlichkeiten des öffentlichen und des politischen Lebens, Abgeordnete der Mazhilis, sowie Vertreter der Versammlung des Volkes Kasachstans, des Akimats der Hauptstadt und der Wirtschaft.

Vor Beginn der eigentlichen Buchvorstellung lernten die Gäste das erst vor kurzem eröffnete Zentrum kennen, nahmen an einer kleinen Exkursion teil, welche eine Ausstellung von Schülerarbeiten zum 30. Jahrestag der Unabhängigkeit Kasachstans beinhaltete, und besuchten auch eine Meisterklasse zum Volkshandwerk, für welche sich die Gäste sehr interessierten und mit großer Freude interaktiv teilnahmen.

Die Präsentation selbst begann auf sehr originelle Weise mit der Vorführung der Videoperformance „Der Anfang des Weges“. Die Aufführung des Theaterstudios „Diamant“ des Klubs der deutschen Jugend der Hauptstadt unter der Leitung des künstlerischen Leiters und des Regisseurs Igor Petrowitsch Liskow, zeigte ein kurzes Theaterstück, in dessen Handlung der ehemalige Student und jugne Chirurg Wladimir Baumejster sein erstes Neujahr innerhalb der Mauern des Krankenhauses feiert, welches ihm in vielen Jahren heimisch geworden ist. Nach der Vorführung erwartete das Publikum im hinteren Teil der Bühne, hinter einem Vorhang, eine unerwartete Wendung: eine komplett neu erstellte Dekoration des Bühnenstück, welche der Veranstaltung noch mehr Atmosphäre verlieh.

Und dann folgte bereits die Buchpräsentation, die Erzählung der Autorin Swetlana Pankratowa über die hellsten Momente und Geschichten und viele freundliche und aufrichtige Worte über den „Hauptschuldigen“ des Anlasses. Die Autorin erklärte die „Nicht-Zufälligkeit“ des Buchtitels. Es war genau die Phrase „Immer menschlich bleiben!“, die von dem Vater von Wladimir Albertowitsch nicht nur einmal gesagt und dann immer wieder wiederholt wurde und sich wie ein roter Faden durch sein gesamtes Leben zieht. Unter allen Umständen blieb und bleibt er immer ein MENSCH!

Jeder Redner hatte Erinnerungen: die Wege des einen kreuzten sich auf der Arbeit mit denen von Wladimir Albertowitsch, ein anderer war durch gemeinsame soziale Aktivitäten mit ihm verbunden, und wieder andere bekamen die Möglichkeit, die Professionalität des Arztes aus erster Hand zu erfahren…

Der Abgeordnete der Mazhilis des Parlaments und der Vorsitzende des Aufsichtsrates der Gesellschaftlichen Stiftung „Vereinigung der Deutschen Kasachstans „Wiedergeburt“ Albert Pawlowitsch Rau erinnerte sich an die Geschichte eines Treffens mit dem Bundespräsidenten Deutschlands Frank-Walter Steinmeier, bei dem Wladimir Albertowitsch taktvolle Kompromisslosigkeit ohne Rücksicht auf Namen und Ränge zeigte, als er „heiße“ Themen aufbrachte…

Gulnar Nojanowka Tajgokowa, Leiterin des Sekretariats der Versammlung des Volkes Kasachstans der Stadt Nur-Sultan, sprach viele herzliche Worte über Wladimir Albertowitsch und betonte seinen Beitrag im gesellschaftlichen Leben und seine aktive bürgerliche Position.

Salman Sajdarowitsch Gerojew, Ehrenvoristzender des Tschetschenisch-Inguschischen ethnokulturellen Zentrums „Wajnach“, sprach von Wladimir Baumejster wie von einem freundlichen und zuverlässigen Freund. Der Geschäftsmann und Mitglied des Aufsichtsrats der Gesellschaft der Deutschen der Hauptstadt Aleksej Ajrich bedankte sich für die enorme fachliche medizinische Hilfe, die Dr. Baumejster seiner Familie geleistet hat.

Das erste Exemplar der Gedenkausgabe wurde Wladimir Albertowitsch Baumejster vom Vorsitzenden der Gesellschaft der Deutschen „Wiedergeburt“ der Hauptstadt Igor Wernerowitsch Berg überreicht, der sich wie kein anderer für die Veröffentlichung dieses Buches eingesetzt hat und der Überzeugung war, dass wir die Erinnerung an diesen würdigen Menschen unbedingt bewahren müssen!

In dem Buch wird die Hauptfigur aus verschiedenen Blickwinkeln gezeigt, aber er selbst betont, dass er in erster Linie Chirurg ist!

Von frühester Kindheit an phantasierte Wladimir vom Himmel und träumte davon, Pilot zu werden. Militärpilot. Er hat besonders gut gelernt, seine Gesundheit war ebenfalls in Ordnung, und deshalb war der Traum von der Militärflugschule in Saratow sehr real. Bis zu dem Moment, als Vertreter der Flugschule zur Berufsberatung ins Dorf kamen. Sie waren es, die dem jungen Mann sagten, dass es einen Grund gäbe, dass er, der das Leben von Hunderttausenden veränderte, kein Pilot werden würde. Die fünfte Spalte ist die Nationalität… Die erste Begegnung mit den Realitäten des Erwachsenenlebens warf ihn in eisig kaltes Wasser, aber sie brach ihn nicht. Bereits in der zehnten Klasse trifft der junge Wladimir Baumejster die Entscheidung, dass er unbedingt Chirurg werden will! Und diese Entscheidung kam nicht plötzlich und ohne Grund… In der Familie gab es Kummer, die Schwester ist schwer erkrankt. Ihr Zustand verschlechterte sich und es konnte keine Diagnose gestellt werden. Das Mädchen rettete ein lokaler Arzt, der Leiter der chirurgischen Abteilung des Dzhetysajsker Kreiskrankenhauses. Er, Doktor Spajser, war es, an den sie glaubten, wie an einen Gott, und der zu einem Bezugspunkt für den zukünftigen Absolventen wurde. Leben retten, Menschen helfen – so definierte Wladimir seinen zukünftigen Beruf.

Nach der Schule trat er in das medizinische Institut Taschkent ein, eine Hochschule mit Ruhm und Geschichte. Wenn man mit 17 Punkten bestanden hatte, so erreichte der Goldmedaillenträger Baumejster 19 Punkte, aber es gelang ihm nicht, Student an der angesehenen Hochschule zu werden, das Rektorat schloss jene Abiturienten aufgrund der gleichen fünften Spalte von der Liste der Zugelassenen aus.

Zwei Jahre nach dem beschämenden Misserfolg an der Taschkenter Hochschule fuhr W. Baumejster nach Nowosibirsk. Während der Reise erfährt er durch ein zufälliges Gespräch mit einem Mitreisenden, dass es ein medizinisches Institut in Semipalatinsk gibt. Ohne lange nachzudenken steigt er dort aus und besteht erfolgreich die Prüfungen. Seitdem ist sein Schicksal mit dieser ältesten Hochschule verbunden, die ein ganzes Universum talentierter Ärzte hervorgebracht hat. Diesmal war die Nationalität kein Hindernis auf dem Weg zu seinem Traum.

Im Jahr 1966, vor genau 55 Jahren, nahm Wladimir Baumejster eine Arbeit im Krankenhaus der Eisenbahner am Bahnhof Tselinograd an, dem zu dieser Zeit ein Viertel der Bevölkerung der Stadt, sowie die Eisenbahner und ihre Familienangehörigen zugeteilt war. Er arbeitete schließlich mehr als 25 Jahre als Chefarzt des Tselinograder Krankenhauses der Eisenbahner, wobei in all diesen und den folgenden Jahren für ihm immer eine Sache das wichtigste ist – die Menschen zu heilen.

Dr. Baumejster, der in seiner stattlichen medizinischen Karriere eine riesige Anzahl an Operationen durchgeführt hat, erinnert sich erstaunlicherweise an all die Fakten, wo wann, wen und mit welcher Diagnose er operiert hat. 58 Leben konnte er nicht retten, genau so viele stehen auf der persönlichen „schwarzen Liste“ des Chirurgen Baumejster. In allen Einzelheiten, mit Schmerz in den Augen und einer Stimme für jeden. Für ihn sind dies nicht nur unglückliche Fälle aus dem Arbeitsalltag. Jeder Verlust ist wie eine persönliche Tragödie.

Als Chefarzt des Krankenhauses der Eisenbahner praktizierte Wladimir Albertowitsch keineswegs weniger. Die Bedingung für seine Zustimmung zu einer solch verantwortungsvollen Position war es, trotz allem weiterzuoperieren.

Zu seiner professionellen Erfahrung gehört die Durchführung der komplexesten Operationen, eine exzellente Diagnostik und vor allem ein wahrhaft freundlicher und aufmerksamer Umgang mit dem Patienten. Wladimir Albertowitsch glaubte immer und glaubt auch heute, dass dem Patienten aufmerksam zugehört werden muss, alle Beschwerden müssen ernst genommen werden und es muss die gründlichste Untersuchung durchgeführt werden. Die modernste Diagnosetechnik ist wertlos ohne die Hände und Augen des Arztes. Sein Prinzip ist, dass der Chirurg zuerst mit dem Kopf und erst dann mit dem Skalpell handelt…

Wladimir Albertowitshc selbst sagt, dass er das letzte Mal im März 2020 eine komplexe Operation alleine durchgeführt hat, aber auch danach gab es noch viele davon, erst am 15. September dieses Jahres ging der Arzt in den wohlverdienten Ruhestand.

Auch in der Antwort hierauf bewies Wladimir Albertowitsch seine Originalität, und lehnte pompöse Danksagungen und hochtrabende Phrasen ab. Als er die Gelegenheit hatte, öffentlich zu sprechen, sprach er ein Thema an, welches ihn auch weiterhin beschäftigt: das Schicksal seines Krankenhauses. So ist er, Dr. Baumejster, unbequem und nicht gleichgültig, er ist einer aus einer Million…

Jana Kowal

Übersetzung: Philipp Dippl

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