Der 29-jährige Michael Angermann ist Entwicklungshelfer und Musiker. Für den Deutschen Entwicklungsdienst arbeitet er im tadschikischen Duschanbe. Doch seine Leidenschaft für Zentralasien entdeckte er schon viel früher – als Musiker der Berliner Band „Tschiltan“.

Ein altes Fahrrad fährt mit einem jungen Mann in den frisch gesäuberten Hof des Deutschen Hauses in der Sowjetskaja-Straße in Duschanbe ein. Gutgelaunt steigt Michael Angermann vom Fahrrad ab und geht in den dritten Stock, wo sich das Regionalbüro des Deutschen Entwicklungsdienstes (DED) in Zentralasien befindet. Der gebürtige Chemnitzer ist vor sechs Monaten nach Duschanbe gekommen und hat sich seitdem gut eingelebt. Im Rahmen des Nachwuchsförderungsprogrammes des DED arbeitet er in Tadschikistan.

Die Hauptaufgaben des DED in Zentralasien sind sowohl Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung als auch ländliche Entwicklung, erzählt Michael. „Derzeit haben wir neun Fachkräfte in Tadschikistan, fünf Fachkräfte in Usbekistan und eine in Kasachstan, also fünfzehn Fachkräfte insgesamt.“ Der DED hat selbst keine eigenen Projekte, sondern entsendet Entwicklungshelfer für zwei Jahre in Projekte verschiedener Partner. Das können staatliche Strukturen, internationale Organisationen oder auch lokale Nichtregierungsorganisationen sein. Dabei wird seit der Gründung des DED auf basisnahe Arbeit großer Wert gelegt.

Das Nachwuchsförderungsprogramm des DED ist für junge Leute bis 28 Jahre, die so die Möglichkeit bekommen, während eines Jahres erste Berufserfahrungen zu sammeln. „Ich bin zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des DED Zentralasien“, erzählt Angermann. Dazu zählt die Pflege und der Ausbau der dreisprachigen Internetseite des DED Zentralasien, die Redaktion und Herausgabe von Informationsmaterial für den DED, aber auch für die Projekte der Entwicklungshelfer. Ein weiterer Arbeitsbereich ist die Vernetzung der Entwicklungshelfer untereinander. So wird ein Infobrief verschickt und der Aufbau eines Wissensmanagementsystems geplant. Die Arbeit des DED Zentralasien in den Ländern Zentralasiens und in Deutschland bekannt zu machen, ist eine weitere Aufgabe Michael Angermanns.

„Im März dieses Jahres haben wir im Deutschen Haus der Entwicklungszusammenarbeit ein Frühlingsfest gefeiert, bei dem wir unsere neue 70-seitige russisch- und englischsprachige Infobroschüre mit allen deutschen Organisationen in Tadschikistan präsentiert haben, die mein Vorgänger erstellt hatte“, freut sich Angermann.

Ein Faible für Zentralasien hatte der Mann mit einer Neigung zum Humor schon immer: „Durch mein Studium in den Fachbereichen Zentralasienstudien, Osteuropastudien und Volkswirtschaftslehre an der Humboldt-Universität in Berlin hatte ich schon den nötigen regionalspezifischen Hintergrund“, erzählt Angermann. Schon seinen Zivildienst absolvierte er im russischen Nowosibirsk und lernte während seiner Arbeit mit alten und sozialschwachen Menschen die russische Sprache – eine Vorraussetzung für seine jetzige Tätigkeit.

Seine Sprachleidenschaft baute er im Studium weiter aus und erlernte mit Freude die zentralasiatischen Sprachen Usbekisch, Mongolisch und Kasachisch. Doch mit dem Tadschikischen geht es langsamer: „Als ich gekommen bin, habe ich angefangen, Tadschikisch zu lernen, doch leider verfällt man im Alltag allzu oft ins Russische, da es leichter von der Hand geht“, bedauert Michael Angermann. Von Zentralasien fasziniert ist er schon seit seiner Zeit als Zivildienstleistender in Russland. „Ich erinnere mich noch genau an den ersten Zentralasiaten, den ich kennengelernt habe“, gerät Angermann ins Schwärmen und erzählt weiter, „Das war der usbekische Obstverkäufer Bahrom auf dem Nowosibirsker Zentralmarkt. Er hat mich im langen kalten sibirischen Winter mit Vitaminen versorgt. Aus Neugier bin ich dann bald nach Kasachstan, Westchina und in die Mongolei gereist.“

Hinzu kommt seine Leidenschaft für zentralasiatische Musik. Schon während seiner Studienzeit ist er mit der Musikgruppe „Tschiltan“ (Die Vierzig Geister), die sich der Musik Zentralasiens verschrieben hat, als Sänger durch Tadschikistan getourt. Michael erzählt schmunzelnd: „Die vierzig Geister sind ein bunter Haufen von Hobbymusikern mit einer Vorliebe für Zentralasien, ob Musikwissenschaftler, Steinmetz, Sprachwissenschaftlerin, Biophysiker oder Ethnologin. Genau so vielfältig wie die Hintergründe der Bandmitglieder ist auch das Repertoire. An ein kirgisisches Wiegenlied schließt sich ein usbekischer Hip-Hop-Verschnitt an, es folgt ein badachschanisches Liebeslied, und es gipfelt in einem kasachischen Steppenbeat.“ Michael fügt hinzu: „Unser Konzert aus dem Jahre 2002 kennen viele Tadschiken, weil es oft im tadschikischen Fernsehen wiederholt wird. Da ist man auch manchmal eine Art Star, wenn einen die Leute auf der Strasse oder ein Taxifahrer wieder erkennen. Das kommt ja nicht so häufig vor, dass Leute aus dem Ausland kommen und auf Tadschikisch Lieder singen.“ Der große junge Mann lacht hinter seinem Computer hervor, und hinter ihm am Fenster sieht man die Berge Tadschikistans.

Weitere Informationen zum DED in Zentralasien:
http://zentralasien.ded.de (Deutsch) oder
http://centralnaya-aziya.ded.de (Russisch)
Musikgruppe Tschiltan: www.tschiltan.de

Von Nicole Marquardt

18/05/07

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